Im Rahmen einer Tiefsee-Expedition stießen US-Forscher kürzlich auf Kreaturen, die ihnen Rätsel aufgeben. Denn niemand weiß bislang, was es mit den glibberigen, blauen Strukturen genau auf sich hat und um welche Art Lebewesen es sich handeln könnte. Wo der blaue Glibber entdeckt wurde und was bisher darüber bekannt ist.
Entdeckt wurden die bislang unbekannten Kreaturen von Wissenschaftlern der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), der nationalen Wetter- und Ozeanografiebehörde der USA.
Die Experten erkundeten in den vergangenen vier Monaten im Rahmen der NOAA-Forschungsreihe „Voyage to the Ridge 2022“ Abschnitte des Nordatlantiks mit einem ferngesteuerten Tiefsee-Reboter. Am 30. August stießen sie dann zwischen 407 und 611 Metern am Meeresboden vor der Insel St. Croix (Amerikanische Jungferninseln) auf die seltsamen Lebewesen.
Sichtung des blauen Glibbers live übertragen
Wie bei jedem Tauchgang dieser Expedition üblich, hat die NOAA die Aufnahmen live gestreamt, sodass Tiefseebegeisterte weltweit die Entdeckung verfolgen konnten. Zu erkennen sind auf den Aufnahmen weiche bläuliche Lebewesen. Sie scheinen aus Kügelchen zu bestehen und sich im Wasser hin- und herbewegen.
Während der Live-Übertragung der Expedition diskutieren die teilnehmenden Forscher darüber, was die glibberigen Kügelchen sein könnten. „Wir haben nun eine Vielzahl davon gesehen und ich denke, es ist ein Mysterium“, sagt eine Teilnehmerin. Wegen der weichen Konsistenz und der blauen Farbe bezeichnen die Experten die Struktur als „klumpiges, blaues Ding“, „blaue Biomatte“ oder „blauer Glibber“.
Einige mutmaßen, dass es sich um eine Weichkoralle oder einen Schwamm handeln könnte. Möglicherweise sei es auch eine Tunikata. Dabei handelt es sich um wirbellose Meerestiere, die manchmal auch als Seescheiden bezeichnet werden.
Blauer Glibber bleibt vorerst ein Rätsel
Einig sind sich die Expeditionsmitglieder bei dieser ersten Sichtung tatsächlich nur darüber, was die mysteriösen Kreaturen nicht sind. „Ich kann Ihnen sagen, dass es kein Stein ist, aber mehr kann ich auch nicht sagen“, scherzt ein Forscher.„Aber im Moment bleibt es ein Rätsel“, heißt es auf der NOAA-Webseite zur Expedition.
Die NOAA-Forscher wollen nun herausfinden, worum es sich bei dem Lebewesen wirklich handelt. Nach eigenen Angaben wollen sie Fotos und Videos von dem Tauchgang an Meeresbiologen schicken, die sich auf Schwämme und Korallen spezialisiert haben. Genau bestimmen lässt sich die Art aber vermutlich erst, wenn Exemplare des „blauen Glibbers“ direkt untersucht werden können.
PETBOOK hat beim Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum in Frankfurt am Main um eine Einschätzung zu der Sichtung gebeten. Biologin Dr. Dorte Janussen von der Abteilung Marine Zoologie sagt:
„Ich halte es recht eindeutig für einen Schwamm. Die Papillen sind für die Familie Polymastiidae charakteristische Ausströmöffnungen, die gibt es bei den Korallen nicht.“ Polymastiidae und Suberitidae sind Janussen zufolge in fast allen marinen Lebensräumen weit verbreitet.