Im hessischen Westerwald findet sich in mehreren unterirdischen Stollen eine wahrhaft einzigartige Besonderheit.
Denn das „Ewige Eis“, das durch einen seltenen physikalischen Prozess entsteht, schmilzt auch im Sommer bei 30 Grad nicht ab.
Jetzt hat die Heinz Sielmann Stiftung das erstaunliche Phänomen zum „Naturwunder des Jahres 2023“ gekürt.
Am Fuße der Dornburg-Ruine, die auf einem knapp 400 Meter hohen Basaltberg im hessischen Teil des Westerwalds thront, findet sich ein wahrhaft skurriles und äußerst seltenes Naturwunder.
Denn auch bei sommerlichen Temperaturen ist es hier überraschend frisch – und das liegt daran, dass bis in den Spätsommer hinein Eis und Schnee liegen kann. Nicht an der Oberfläche selbst, aber in zwei Stollen, die einst in den Berg getrieben wurden, kommt das sogenannte „Ewige Eis“ vor.
Nun hat die Heinz Sielmann Stiftung das Phänomen sogar zum „Naturwunder des Jahres 2023“ erklärt. Doch was steckt wirklich dahinter?
Schnee und Eis auch bei bis zu 30 Grad, wie geht das denn, werden Sie jetzt vielleicht fragen. In einer offiziellen Pressemitteilung zur Wahl erklärt die Stiftung den ungewöhnlichen physikalischen Prozess wie folgt: Durch Basaltblöcke eingesaugte Luft kühlt sich durch Verdunstung massiv ab und führt dazu, dass sich in tieferen Schichten im lockeren Basaltgestein das „Ewige Eis“ bildet.
Im Sommer strömt kalte Luft am Fuße der Geröllhalde aus dem Berg heraus. Im Winter kehrt sich der Prozess um und an höher gelegenen Stellen steigt warme Luft aus dem Berg heraus. Der Eiskern im Inneren des Bergs bleibt ganzjährig bestehen.
Als Kühlkeller einer Brauerei genutzt
Das „Ewige Eis“ wurde erst im Jahre 1839 entdeckt. 1873 legte eine Brauerei in dem Basaltberg zwei künstliche Stollen an, die sie als natürliche Kühlkeller nutzte.
Wanderer erreichen diese heute auf einer besonders abwechslungsreichen Strecke über den sogenannten Blasiussteig. Auch zwei andere Wege haben die seltene Sehenswürdigkeit im Programm, die man teils sogar noch im späten Sommer bestaunen kann.
Dr. Fritz Brickwedde, Vorsitzender des Stiftungsrates der Heinz Sielmann Stiftung, sagte zu der Wahl zum Naturwunder des Jahres: „Wer hätte gedacht, dass es Permafrost nicht bloß im hohen Norden, sondern auch mitten in Deutschland gibt?
Mit der Naturwunderwahl möchten wir aufzeigen, dass die Natur voller Schönheit steckt, die uns immer wieder fasziniert und erstaunt. Für die Heinz Sielmann Stiftung erwächst daraus eine gesellschaftliche Verantwortung, die Natur und ihre Wunder auch für nachfolgende Generationen zu bewahren.“
Bei der Wahl zum „Naturwunder des Jahres 2023“, die das „Ewige Eis“ für sich entschied, hatten über einen Zeitraum von acht Wochen mehr als 26.000 Menschen ihre Stimme abgegeben.
Zur Wahl standen insgesamt neun von Deutschlands ungewöhnlichsten Orten, darunter auch der Lilienstein im Elbsandsteingebirge und der Eichener See am Südrand des Schwarzwald – der einzige Ort in Deutschland, wo heute noch das seltene Kiemenflusskrebschen (Tanymastix Lacunae) lebt.