Wer eine Immobilie sucht, Beton mag und eine maximal massive Bauweise zu schätzen weiß: In NRW kommt ein seit gut 70 Jahren leer stehendes Gebäude unter den Hammer. Startpreis: ein Euro!
Es handelt sich um einen historischen Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Der graue Kasten in Hamm (Nordrhein-Westfalen) hat allerdings ein paar kleine Nachteile: Fenster sucht man vergebens, die Raumaufteilung ist überaus einfach und eine Heizung hat die historische Immobilie ebenfalls nicht.
Startpreis für Bunker und Grundstück: 1 Euro
Das Grundstück rund den Bunker ist 770 Quadratmeter groß, liegt an der Posener Straße 1 im Norden der Stadt Hamm und steht jetzt zur Zwangsversteigerung an.
Am 21. Februar ab 11 Uhr können Interessenten im Amtsgericht ihre Gebote abgeben, los geht es mit dem eher symbolischen Preis von einem Euro.
Seit 2004 ist der Weltkriegsbunker im Besitz eines Schuldners. „Die Behörde vollstreckt, da der Schuldner fällige Grundbesitzabgaben nicht beglichen hat“, sagte Nina Schraml, Sprecherin des Amtsgerichts, der Lokalzeitung „Westfälischen Anzeiger“.
Weitere Informationen zum Schuldner sind aus Datenschutz-Gründen nicht bekannt.
Die bewegte Geschichte des Bunkers
Der 915 Quadratmeter große Stahlbetonbau, offizielle Bezeichnung Luftschutzbunker Nr. 5, wurde 1941 gebaut. Das unheimliche Gebäude mit seinen dicken Mauern hat eine bewegte Geschichte. Die meisten dieser Schutzeinrichtungen wurden von Zwangsarbeitern gebaut.
Während eines Luftalarms am 25. Oktober 1944, inmitten von Flakfeuer, brach hier eine Massenpanik aus. Am Eingang des Bunkers starben mehrere Menschen.
Was der neue Eigentümer mit dem Beton-Klotz anfangen soll, ist zumindest fraglich.
Denn das dreigeschossige Objekt ist auf den ersten Blick ziemlich ungepflegt. Aus der Fassade ragen rostige Eisen, Müll liegt im Eingang, zweifelhafte Graffiti-Künstler haben sich hier verewigt. Jemand hat „Stell Dir vor, es gibt Krieg, und keiner geht hin“ an die Wand geschrieben und eine Friedenstaube dazu gemalt.
Öffnet man die dicke Eisentür, ist das Objekt in einem erstaunlich guten Zustand. Die gefliesten Räume sind bis auf ein paar Stühle leer, fast besenrein.
Nur an wenigen Stellen ist der Boden nass. Sogar die einfachen Lampen an den Wänden sind noch intakt. Jede Etage verfügt über einen Sanitärraum – mit je drei Kloschüsseln nebeneinander.
In einem Raum stapeln sich trockene Äste bis zur Decke: Jahrelange Arbeit von Dohlen, die wohl immer wieder in einem offenen Lüftungsrohr genistet haben.
Der beauftragte Gutachter war laut der Lokalzeitung nicht in dem Objekt. So schätzt er eine Sanierung als extrem teuer ein.
Die Kosten für einen Abriss werden mit 620.000 Euro veranschlagt. Wegen dieser potenziell hohen Kosten wurde der Verkehrswert symbolisch auf 1 Euro festgelegt, hieß es.
Am Ende dürfte viel mehr geboten werden. Ein Anwohner schmiedet schon Pläne: „Es wäre schon ein Highlight, wenn man auf dem Bunker ein modernes Penthouse baut. Im Bunker hat man viele kühle Räume im Sommer, jede Menge Abstellfläche und für eine großzügige Sauna ist auch noch Platz …“
Mehr über Bunker und geplante Straßensperren in Deutschland lesen Sie in den Büchern „DUMBs“ und „DUMBs 2“.
Wäre bestimmt ein interessantes Experiment für Prepper solch ein Betongebäude bewohnbar zu machen.
Einige Ideen: Dachfläche begrünen, Solarpaneele an allen Seitenwänden (außer Norden) anbringen, statt Fenster einige Bohrungen durchführen für Lichtleiter, die das Sonnenlicht ins Innere des Gebäudes bringen, dazu an allen 4 Seiten jeweils eine hochauflösende Kamera montieren, die im Inneren als virtuelles Fenster ihre Funktion erfüllen.
Während auf dem Flachdach div. Gemüse und Kräuter wachsen, evtl. sogar noch ein Wintergarten denkbar wäre, so kann im Keller eine sinnvolle Pilzzucht installiert werden, so wäre man weitgehend autark, wenn man Regenwasser auf dem Dach sammelt, um es anschließend gründlich zu filtern.
Einige Jahre wäre man gewiss damit beschäftigt, alle Ideen sinnvoll umzusetzen, schätze mal, dass dieses Betongebäude wohl kaum unter € 1000 verkauft wird, hinzukommen dann die laufenden Abgaben und all die Renovierungskosten, also Vorsicht vor zu schnellen Kaufentscheidungen … 😉