Schockmoment in den Ötztaler Alpen: Eine gewaltige Mure hat einen idyllischen See bei der Starnberger DAV-Hütte komplett verschüttet. Die Polizei sperrte das Tal, nur die Hüttenwirte halten die Stellung.
Ein gewaltiger Murenabgang hat das Hohenzollernhaus der DAV-Sektion Starnberg in den Ötztaler Alpen zur vorläufigen Schließung gezwungen. Merkur-Autor Volker Ufertinger berichtet über die dramatischen Ereignisse, die sich in der Nacht auf Dienstag abspielten.
Gewaltige Steinmassen haben einen beliebten Bergsee komplett verschüttet.
Die Polizei sperrte das Tal für drei Tage, alle Gäste mussten abreisen.
Nur die beiden Hüttenwirte halten mit ihrem Hund die Stellung.
Dramatische Nacht am Hohenzollernhaus
Es begann mit einem Unwetter am Montagabend. Gegen 18 Uhr zogen Regen, Blitz und Donner über das Hohenzollernhaus in den Nauderer Bergen im westlichen Ötztal. Die sieben Gäste und die Hüttenwirte Daniel Wanek (32) und Marissa Gruber (29) ahnten noch nichts von der Katastrophe, die sich anbahnte.
Um 1.17 Uhr schlug die Brandmeldeanlage wegen Stromausfalls Alarm. Hüttenwirt Wanek machte sich mit Stirnlampe auf den Weg zum Stromkraftwerk und bemerkte, dass kein Wasser mehr im Bach floss.
Als er weiter in Richtung See ging, hörte er plötzlich „einen Wasserfall und lautes Geröll“. In diesem Moment wurde ihm klar: „Da muss was Wilderes passiert sein“, berichtet der gelernte Schlosser.
Am nächsten Morgen um 5 Uhr bot sich den Hüttenwirten ein schockierendes Bild: Der idyllische See oberhalb der Hütte existierte nicht mehr. Eine gewaltige Mure aus Granitgestein, die vom 3353 Meter hohen Glockturm herabgestürzt war, hatte ihn vollständig verschüttet.
Sektionsvorsitzender Dominik Dreyer erklärt: „Da wird viel von Toteis zusammengehalten, und durch die Klimaerwärmung schmilzt das.“ Bereits 2019 hatte es einen ähnlichen Vorfall gegeben, der paradoxerweise erst zur Entstehung des nun verschütteten Sees geführt hatte.
Ungewisse Zukunft für das Starnberger Kronjuwel
Das auf 2123 Metern Höhe gelegene Hohenzollernhaus, das seit 1978 zur Starnberger DAV-Sektion gehört, steht nun vor einer ungewissen Zukunft. Die größte Sorge gilt dem Radurschelbach, der sich einen neuen Weg suchen könnte.
„Das wäre fatal“, warnt Dreyer. Sowohl das Wasserkraftwerk als auch die Kläranlage der Hütte hängen am Bach. Eine Verlagerung des Bachlaufs würde die gesamte Hüttentechnik in Frage stellen und könnte größere Bauarbeiten erforderlich machen.
Geologen-Gutachten wird mit Spannung erwartet
Aktuell untersucht ein Geologe per Hubschrauber das Gebiet. Sein Gutachten wird in den nächsten Tagen erwartet und soll Aufschluss über mögliche Gefahren für die tiefer gelegene Alm und Wohnbebauung geben.
Bis dahin halten die beiden Hüttenwirte mit ihrem Hund Odin die Stellung und versuchen, mit dem Notstromaggregat die Lebensmittelvorräte zu retten. Ob und wann die eigentlich bis 28. September geplante Hüttensaison fortgesetzt werden kann, ist derzeit völlig offen.
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