Eingestreut in seine andernorts besprochenen Bücher über prähistorische Rätsel finden sich bei D. Childress allerhand Betrachtungen, ob nicht einst auf unserem Planeten hochentwickelte Zivilisationen existiert haben müßten, die im Besitz von den unseren analogen oder überlegenen Technologien – etwa Luft- und Raumfahrzeugen und Superwaffen – waren.
Streicht man von diesen Betrachtungen die spekulativ-phantastischen und aus okkult-esoterischen Quellen stammenden Anteile weg, so bleibt als Kern das unbestreitbare Faktum, daß in altindischen Sanskrit-Werken in der Tat unzweideutig von dergleichen berichtet wird.
1991 hat Childress ein Buch herausgebracht, in dem er alles seines Erachtens für eine Diskussion dieses Themenkomplexes relevante Material zusammengetragen hat. Auch hier reduziert sich der harte Kern auf die unzweifelbar echten Sanskrit-Quellen.
Beobachtern der UFO-Szene wird das meiste allerdings bereits von der ausgezeichneten und – weil geordneter und weniger flüchtig – Childress vorzuziehenden Präsentation von D. Leslie her bekannt sein.
Im neoscholastischen Denkansatz befangene Skeptiker, von denen die Möglichkeit prähistorischer Luft-/Raumfahrt a priori abgestritten wird, werden sich zweifellos begeistert an einen Fauxpas Childress´ klammern und ihn, gänzlich unzulässigerweise, zu einem Argument für die pauschale Verwerfung des Buches hochstilisieren.
Das angeblich aus dem 4. Jahrhundert, vom Maharishi Bharadwaja stammende, von G.R. Josyer ins Englische übersetzte Manuskript Vaimānika Shāstra, mit zahllosen Details über Vimanas (prähistorische Luftfahrzeuge), stellt sich bei genauerem Hinsehen als erst 1918 von einem brahmanischen Gelehrten mit „okkulten“ Fähigkeiten, Subbaraya Sastry, „medial empfangen“ heraus. Man muß sich seine Entstehung wohl ähnlich wie die der naturwissenschaftlichen und christlichen Offenbarungsschriften J. Lorbers denken, und somit ist das Vaimānika Shāstra für die Mehrzahl unserer Zeitgenossen eine nicht akzeptable Quelle.
Gleiches gilt für das Kapitel über die angeblichen technologischen Errungenschaften des legendären Atlantis, das durchweg aus „okkulten“ Quellen wie „medial“ empfangenen Büchern oder Material esoterischer Bruderschaften (Lemurian Fellowship) gespeist ist.
Nun ist glücklicherweise das Vaimānika Shāstra, obgleich 46 Prozent des Buches einnehmend und von Childress groß herausgestellt, genau genommen Nebensache. Denn es existieren, wie schon bei Leslie (op. cit.) nachzulesen, mehr als hinreichende Angaben über Vimanas und prähistorische Superwaffen in anderen, zweifellos authentischen altindischen Sanskrit-Werken, angefangen mit den berühmten indischen Nationalepen Ramayana und Mahabharata (von welch letzterem die Bhagavad Gita, in der Krishna dem Arjuna die höheren Yoga-Geheimnisse offenbart, ein Teil ist.
Bild: Aufnahme von einigen der vielen Skelette in den Straßen der alten Metropole Mohenjo Daro. Fielen hier tausende von Menschen einst einem Krieg zum Opfer, der mit Hochtechnologie geführt wurde?
Nach den bei Leslie (loc. cit) zitierten Sanskrit-Quellen existierten in einer fernen Vergangenheit Vimanas verschiedener Größen und Antriebstechnologien, die teils nur dem Lufttransport dienten, teils aber auch für interplanetare und interstellare Reisen geeignet waren. Ebendort erfahren wir von Superwaffen, die den heutigen Kriegstechnologien an Vielseitigkeit und Vernichtungskraft überlegen sind; letzteres so sehr, daß ihr Einsatz mitunter die Natur in Aufruhr bringt.
Es kann dem Leser nur dringend geraten werden, die zitierten drei Kapitel in dem leicht zugänglichen Buch von Leslie/Adamski selbst zu studieren, da nur so ein detailreiches Gesamtbild über diese erstaunliche Überlieferung und ihre Quellen zu gewinnen ist.
Wann soll nun dies alles existiert haben? Die altindische Zeitrechnung ist ein Gebiet für sich. Sie rechnet mit Zeitaltern respektive Zyklen, die sich wiederum innerhalb noch größerer Zyklen abrollen, deren Größenordnung den modernen westlichen Horizont definitiv übersteigt. Es läßt sich also nicht so leicht sagen, wann etwa der Avatar Krishna gelebt haben könnte.
Mit einer „arischen Invasion“ Indiens – höchstwahrscheinlich eine Phantasmagorie unserer Linguisten/Vorgeschichtler – etwa zur Zeit der Indus-Kultur dürften diese alten Teile des Mahabarata nichts zu tun haben. Dessen ungeachtet versucht Childress einen Zusammenhang zu konstruieren zwischen den Vimanas und Superwaffen des Mahabharata und Mohenjo-Daro, wo man angeblich zusammengeschmolzene Tongefäße und in den Straßen herumliegende hochgradig radioaktive Skelette gefunden haben soll.
In die gleiche Richtung scheinen ihm konventionell unerklärliche Verglaungserscheinungen an den steinernen Befestigungen vorgeschichtlicher indischer Städte zu deuten, die durch eine enorme Explosion zerstört worden sind.
Bild: Rekonstruktions-Versuch einer Vimana durch W.D. Clendenon
Wie dem auch immer sei: dest steht, daß, oberflächlich argumentiert, derartige prähistorische Super-Technologien, wie sie die altindischen Quellen beschreiben, inkompatibel scheinen mit dem von G. Heinsohn und Heribert Illig präsentierten Szenario zur Entstehungszeit der ersten Hochkulturen und zum Alter des Menschengeschlechts.
Neue Paradigmata, d.h. kollektive Denkmuster, entstehen gar zu leicht und behindern dann, nachdem ihre Vorgänger überwunden wurden, erneut den Fortgang der Forschung und die Evolution unseres Wissens.
Es gilt hier, wachsam zu sein. Die Zeit der Paradigmata in der Wissenschaft ist, wie die Dogmen-Anbetung in den Religionen, abgelaufen! In diesem Sinne meint der Verfasser, daß Heinsohn/Illig gut beraten wären, wenn sie die Tatsache, daß die Sanskrit-Fixierungen der altindischen Werke offenbar erst relativ spät erfolgten, nicht zum „Beweis“ hochstilisieren, daß die darin enthaltenen Traditionen allerfrühestens aus dem -2. Jahrtausend stammen können.
Bild: Eine weitere moderne Vimana-Rekonstruktion nach den Angaben in alten Sanskrit-Texten
Was schließlich das so oft blindlings widergekäute Argument angehr, wenn man einmal ein ausgegrabenes Vimana, einen prähistorischen Lastwagen oder Kurzwellenempfänger mit eigenen Augen gesehen habe, dann werde man „glauben“, an Jahrzehntausende zurückliegende Hochkulturen nämlich, so verrät es nur, daß der, der es ausspricht, sich keinen Begriff von der Gewaltigkeit prähistorischer Kataklysmen machen kann.
Die anschließend besprochene Arbeit von E. Spedicato, die eine viel plausiblere Alternative zu Velikovsky als Verursachungsmechanismus für die prä- und protohistorischen Kataklysmen präsentiert, sollte jedermann klar machen,daß im Falle des Einschlags eines größeren „Apollo“-Planetoiden auf der Erde die Chancen, einige Jahrtausende später von etwa unserer Zivilisation noch Überreste zu finden, fast gleich Null sind. Dergleichen dürfte sich, Spedicato zufolge, in der Vergangenheit viel öfter ereignet haben.
Spedicato spricht von der letzten Eiszeit als von einer Periode blühender Zivilisation, was in keiner Weise ein Widerspruch ist. Nichts hindert [uns] anzunehmen , daß – vom Heinsohn/Illig-Szenario ausgehend – etwa um -2000 seefahrende Hochkulturen mit eiszeitlichen Verhältnissen in anderen Gebieten auf unserem Planeten koexistierten. Nichts hindert fernen, in eben einer solchen Hochkultur die – später durch die letzten Kataklysmen vernichtete – Quelle zu vermuten, von der aus die Zivilisation als fertiges „Paket“, nach Mesopotamien, zum Indus, nach Mittelamerika etc. gelangte. allerdings ist selbstevident, daß diese Hochkultur nicht jene technologisch viel höherstehende gewesen sein kann, die im Besitz von Vimanas und Superwaffen war.
Diese muss logischerweise viel älter sein, kann also nur vor den Eiszeiten und vor der Sintflut der biblisch-„sumerischen“ (= chaldäischen) Überlieferung existiert haben.