Noch vor kurzem hätten wir wohl nur einen flüchtigen Blick für die Megalithanlage von Waabs-Kalsminde übrig gehabt.
Jedoch die Teilnahme an einer archäologisch-naturkundlichen Wanderung hat uns gezeigt, was für Schätze sich in so einer Anlage verbergen können.
Die Einleitung ist in der Tat nicht gelogen, denn wir waren schon vor vielen Jahren genau hier an dieser Stelle und haben auf dem Rastplatz sogar gepicknickt. Das Hünengrab haben wir wohl wahrgenommen, auch das Hinweisschild, aber damit hatte es sich dann auch.
Erst als wir auf Rügen mal an einer archäologisch-naturkundlichen Wanderung teilgenommen und erfahren haben, was es mit den Dolmen auf sich hat, wurden wir neugierig.
Klar, dass wir bei unserem erneuten Besuch auf der Halbinsel Schwansen auch an der Megalithanlage von Waabs-Karlsminde noch einmal Halt machen mussten, um uns das Ding mal genauer anzusehen. Diese hier ist super gut zugänglich und nicht so versteckt, wie es sonst oft der Fall ist.
Diese Megalithanlage stammt aus der sogenannten Trichterkultur zwischen 3.500 und 2.800 v. Chr. und wurde in den Jahren von 1976 bis 1978 untersucht und so gut es ging auch wieder restauriert.
Großes Glück war wohl, dass ein Großteil der insgesamt 108 Steine, der in Ost-West-Richtung angelegten Einfassung, des rechteckigen Langbettes erhalten waren.
Nach der Restaurierung maß die Einfassung 57,0 x 5,3 Meter. Die Steine erreichen eine Höhe von bis zu 2,5 Meter.
Mir ist es immer wieder ein Rätsel, wie die Leute damals diese Steine ohne Maschinenpark bewegt haben.
Die Megalithanlage von Waabs-Karlsminde besteht aus drei Dolmen mit Zugang im Süden. Die Ausrichtung nach Süden schien damals für die Menschen schon wichtig gewesen zu sein. Wenn man bedenkt, dass wir an unseren Häusern die schönen Seiten, wie Terrasse etc. ebenfalls nach Süden ausrichten.
Okay, der Vergleich hinkt vielleicht ein wenig, denn hier handelt es sich ja um Gräber. Trotzdem schien es den Menschen von damals wohl wichtig zu sein. Überhaupt war früher das Verhältnis zur Begräbniskultur noch ein ganz anderes als heute.
Menschenknochen hat man bei der Untersuchung keine gefunden, aber steinzeitliche Werkzeuge wie Pfeilspitzen oder Feuersteinmesser schon.
So eine Ausgrabung muss schon spannend sein, immerhin wandelt man dort auf mystischen Spuren der Vergangenheit. Ein wenig schaurig ist es auch, wenn man in die Öffnung schaut und den modrigen Geruch einatmet.
In dieser Region gibt es noch weitere Hünengräber wie den Langholz Dolmen, die Langbetten von Rothensande und den Sophienhof Dolmen.
Übrigens: Ein Dolmen ist in der Regel ein aus großen, oft unbehauenen Steinblöcken errichtetes Bauwerk, das meistens als Grabstätte diente.
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Megalithen in Deutschland: Rätselhafte Großsteingräber, Hinkelsteine und Steinkreise