(Titelbild: Am Donnerstag wurden vier koronale Massenauswürfe beobachtet, die die Sonne verließen. Der erste, teilweise Halo-CME, war das Ergebnis eines Eruptionsereignisses in der südlichen Hemisphäre am späten 22. November. Der Großteil des Plasmas scheint sich südlich der Sonne-Erde-Linie zu bewegen, ein schwacher Streifzug könnte jedoch bis zum 26. November möglich sein . Ein beeindruckendes Paar eruptiver Ereignisse (CME 2 + 4) wurde beobachtet, als sie den östlichen Rand verließen und von unserem Planeten weg gerichtet waren)
Die dicht mit dunklen Flecken übersäte Zone bildet einen 200.000 Kilometer langen „Archipel“, der noch für turbulentes Weltraumwetter sorgen könnte
Am Rand der Sonne ist vor kurzem eine der größten und dichtesten Sonnenfleckenregionen seit mehr als einem Jahrzehnt aufgetaucht.
Die äußerst aktive Gruppe verspricht turbulentes Sonnenwetter, Fachleute rechnen mit einigen womöglich recht heftigen Sonnenstürmen. Tatsächlich haben diese Sonnenflecken in den vergangenen Tagen bereits mindestens 16 Sonneneruptionen der Klasse C und drei der Klasse M ausgespuckt.
Auf der logarithmischen Flare-Skala bezeichnet die Klasse X die heftigsten koronalen Massenauswürfe (CME), die Klasse M ist die zweitstärkste Kategorie und Klasse C die drittstärkste. Noch weisen die Sonnenflecken nicht genau in Richtung Erde, aber das wird sich bald ändern.
Die Sonnenforscher rechnen jedenfalls mit einigen interessanten Tagen für unseren Planeten, der wohl auch einige Klasse-X-Ausbrüche erleben könnte.
Nahe am Aktivitätsmaximum
Zahlreiche einander überlagernde Zyklen bestimmen den Lebenslauf unserer Sonne, deren Hintergründe teilweise noch Rätsel aufgeben. Einer der bekanntesten ist der Schwabe-Zyklus, der von einem Sonnenfleckenmaximum durchschnittlich alle elf Jahre ausgeht.
Während dieser Aktivitätshöhepunkte kommt es auch zu häufigeren Plasma- und Strahlungsausbrüchen, so wie sich die Sonne während dieser Zeit generell eher von ihrer rabiateren und unberechenbaren Seite zeigt.
Das letzte Sonnenfleckenminimum liegt etwas mehr als drei Jahre zurück, das nächste Maximum ist also nicht mehr allzu weit weg. Das zeigt sich auch im momentanen Benehmen der Sonne.
Imposante Gruppen
Die aktuell häufigen Eruptionen sind Zonen mit hoher magnetischer Feldstärke, wie etwa in Sonnenflecken, zu verdanken: Ordnen sich bei einem solchen Ereignis die magnetischen Feldlinien plötzlich um, werden Milliarden Tonnen geladener Partikel mit hoher Geschwindigkeit ins All geschleudert.
Prasseln die Teilchen gegen das Magnetfeld der Erde, spricht man von einem Sonnensturm, der je nach Stärke auch Auswirkungen auf den Flugverkehr und auf die kritische Infrastruktur wie Stromnetze und Satellitennavigation haben kann.
Die erste Gruppe der nahenden Sonnenfleckenregion mit der Bezeichnung AR3490 kam am 18. November am nordöstlichen Rand der Sonnen hervor. Der dunklen Ansammlung schloss sich kurz darauf die ebenfalls imposante Sonnenfleckengruppe AR3491 an, wie Spaceweather.com berichtet.
Dass etwas Großes unterwegs ist, ahnten die Forschenden bereits, denn sogenannte helioseismische Erschütterungen, gleichsam Wellen auf der Sonnenoberfläche, hatten das Kommen der Flecken angekündigt. Die Sonnenfleckenregion sei „so groß, dass sie die Schwingungen der gesamten Sonne beeinflusst“, erklärten Fachleute auf Spaceweather.com.
Neue Flecken geboren
Seit ihrem Erscheinen haben sich die Sonnenfleckengruppen ein wenig aufgeteilt und neue dunkle Flecken hervorgebracht, darunter AR3492, AR3495, AR3496 und AR3497. Die Forschenden sprechen von einem regelrechten „Archipel von Sonnenflecken“. Insgesamt erstreckt sich die riesige Ansammlung über eine rund 200.000 Kilometer lange Zone, das ist das 15-Fache des Erddurchmessers.
Ungemach könnte auch von einer anderen Stelle der Sonnenoberfläche drohen: Ebenso weiter im Süden sind in den letzten Tagen mindestens drei Sonnenfleckengruppen entstanden.
Ob unsere Kommunikations- und Energiesysteme oder Satelliten in der kommenden Zeit in Mitleidenschaft gezogen werden, lässt sich vorerst nicht prognostizieren. Möglicherweise aber wird es wieder das eine oder andere Polarlicht auch in unseren Breiten zu bestaunen geben.