In Neapel sorgt ein an die Öffentlichkeit durchgestochener Bericht über den Supervulkan für Wirbel. Ist ein Ausbruch wahrscheinlich?
(Titelbild: Häufigkeit und Tiefe der Erdbeben in den letzten Jahren)
In der vom Ausbruch eines Supervulkans bedrohten Region um Neapel in Italien sorgt ein an die Öffentlichkeit durchgestochener Bericht für Wirbel.
Die „Commissione Grandi Rischi“, die „Nationale Kommission zur Vorhersage und Prävention großer Risiken“ schreibt darin, dass es signifikante Anzeichen für eine Magma-Bewegung gebe, insbesondere eine Aufstiegsbewegung zu einem Reservoir in etwa 4 Kilometer Tiefe unter den Phlegräischen Feldern.
„Jetzt wollen wir Erklärungen,“ sagt Josi Della Ragione, Bürgermeister von Bacoli, einem Ort, der direkt in der roten Zone der Phlegräischen Felder liegt. Er ist nicht der einzige Bürgermeister, dem das Vorgehen des Zivilschutzes in diesen Tagen bitter aufstößt. Auch seine Kollegen aus Pozzuoli, Quarto und Giugliano reagierten wütend auf den Bericht.
Supervulkan Campi Flegrei bei Neapel: Magma in vier Kilometer Tiefe?
„Wir sind enttäuscht und verärgert, da es uns nicht gefällt, aus der Presse von einem Dokument zu erfahren, das uns in Rom vorenthalten wurde“, wird Ragione deutlich. Und es geht um mehr:
Denn es steht die Frage im Raum, ob ein möglicher Ausbruch überhaupt rechtzeitig bemerkt werden würde, um die Bevölkerung aus der roten Zone – die sich direkt über dem Supervulkan befindet – zu evakuieren. Der Bericht lässt daran jedenfalls Zweifel aufkommen.
Die darin enthaltenen Erkenntnisse basieren auf detaillierten Analysen von Satellitenbildern und der chemischen Zusammensetzung der Gase, die von Fumarolen in der Region ausgestoßen werden. Der Bericht betont, wie wichtig es ist, frühe Phasen solcher magmatischen Bewegungen genauer zu untersuchen.
Darüber hinaus heben die Forscher das potenzielle Risiko phreatischer Explosionen hervor, insbesondere in der Solfatara-Pisciarelli-Region. Eine phreatische Explosion tritt auf, wenn Magma in Kontakt mit Grund- oder Oberflächenwasser kommt, was zu einer schnellen Verdampfung und potenziell explosiven Freisetzung von Dampf und Gasen führt.
Die Kommission warnt davor, dass die aktuellen Überwachungssysteme möglicherweise nicht ausreichend ausgestattet sind, um die Frühphasen solcher Ereignisse zuverlässig zu erkennen.
Phlegräische Felder werden gut überwacht – aber reicht das?
Doch wie wahrscheinlich ist ein Ausbruch der Phlegräischen Felder? Das INGV, das „Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie“, versucht die Wogen zu glätten. Es hat klargestellt, dass der Aufstieg von Magma aus dem Tiefenreservoir (7 bis 8 Kilometer) zu dem in einer Tiefe von vier Kilometer gelegenen Reservoir nur eine Hypothese ist, berichtet „Corriere del Mezzogiorno“.
„Steigt Dampf oder auch Magma auf? Was zwischen vier und acht Kilometer Tiefe geschieht, ist nicht leicht zu verifizieren“, wird Giovanni Macedonio, Geophysiker beim INGV von italienischen Medien zitiert. Eine neue Studie sei bereits in Arbeit, um mögliche Magmaeinschlüsse besser lokalisieren zu können.
Dem Bericht der dem Zivilschutz unterstellten Kommission zufolge kann eine schnelle Entwicklung hin zum Magmaaufstieg in Form eines Dikkes (ein Längsschnitt von Magma, das durch Felsrisse aufsteigt) aber zumindest nicht ausgeschlossen werden.
Die Campi Flegrei gehören zu den am besten überwachten Vulkanregionen der Welt. Das Überwachungssystem des Supervulkans umfasst ein umfangreiches Netzwerk zur seismischen Überwachung, das insgesamt aus 27 Land- und See-Installationsstandorten besteht.