In einem über 2.000 Jahre alten Feldbericht von Gaius Julius Cäsar ist von einer ungewöhnlichen Sichtung im Schwarzwald die Rede. Was hat es damit auf sich?
Der Schwarzwald ist nicht nur für seine atemberaubende Landschaft bekannt, sondern auch für seine reiche Geschichte und Kultur. Von den weltbekannten Märchen der Gebrüder Grimm bis hin zu Geschichten einer versunkenen Stadt, die sich auf dem Grund des Titisees befinden soll, ist der Schwarzwald ein Ort, der die Fantasie anregt.
In einem Feldbericht von Feldherr Gaius Julius Cäsar ist von einem unbekannten Tier die Rede, über das es mehrere unterschiedliche Theorien gibt.
Julius Cäsar ist bei seinem Gallienfeldzug zwar mutmaßlich keinem unbeugsamen Gallierdorf begegnet, schildert in seiner Chronik aber die Sichtung eines Wesens, das oftmals als „Einhorn“ beschrieben wird.
In Bezug auf die Schilderungen gehen die historischen Erklärungsansätze mitunter weit auseinander, die Beschreibung des Feldherrn – die offenbar auf Beobachtungen von Kundschaftern basieren – sind aber ein frühes Zeugnis des von Mythen umsponnenen Schwarzwalds.
Der Feldbericht de Bello Gallico zum Gallienfeldzug von Julius Cäsar umfasst insgesamt acht Bände und ist in militärischer Nüchternheit und gänzlich ohne große Dramatik verfasst. Die Passage zur Sichtung des „mystischen Wesens“ im Herkynischen Wald, einer antiken Sammelbezeichnung für die Mittelgebirge nördlich der Donau – hauptsächlich also dem Schwarzwald – ist im Kern auch nur eine Randbemerkung.
„Es gibt ein Rind, das wie ein Hirsch aussieht und dem mitten auf der Stirn zwischen den Ohren ein einziges Horn hochwächst, das höher und gerader ist, als die uns bekannten Hörner“, heißt es in einer deutschen Übersetzung, die auf der Seite der Universität Freiburg einsehbar ist.
Ein einzelnes langes Horn auf der Stirn eines Tieres erinnert folglich an die Sagengestalt des Einhorns, obwohl dieses meistens eher als Pferd denn als Hirsch beschrieben wird. Einhornbeschreibungen gab es bereits lange vor Cäsar, beispielsweise bei Aristoteles, die folgende Beschreibung aus dem Feldbericht bringt aber etwas Licht ins Dunkel.
„An der Spitze verzweigt sich [das Horn] weit in Form von Händen und Zweigen“, heißt es dort. Aufgrund dieser Angabe gehen Historiker davon aus, dass die Kundschafter im Schwarzwald einem Hirsch begegnet sind, dem ein Teil des Geweihs fehlte.
Historiker vermuten hinter Cäsars „Einhorn“ im Schwarzwald ein Rentier mit abgebrochenem Geweih
In Bezug auf die Schilderungen im sechsten Buch von Cäsars de Bello Gallico gehen die Meinungen mitunter weit auseinander. Ein finaler Satz zu der Sichtung seiner Kundschafter grenzt den Rahmen allerdings weiter ein.
„Das weibliche Tier sieht ebenso aus wie das männliche und hat dieselben großen Hörner“, schrieb der Feldherr. Da das Geweih bei den meisten bekannten Hirscharten ausschließlich den männlichen Exemplaren vorbehalten ist, gehen einige Historiker davon aus, dass es sich bei der Sichtung um ein Rentier gehandelt haben muss. „Es ist wahrscheinlich das Rentier gemeint, das erst später nach Norden zog“, heißt es etwa in „Der Gallische Krieg“ von Georg Dorminger.
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