In unserer ganzen Geschichte gab es immer wieder Menschen, die nicht gezögert haben, den etablierten Mächten, die die Menschheit mit ihren Gesetzen versklavten, entgegenzutreten.
In einer Zeit der Finsternis ‒ verursacht durch die heilige Inquisition ‒ die mit der Verbrennung von Menschen und Büchern und ihren Gräueltaten ganz Europa in Ungewissheit und Angst stürzte, gab es einen rebellischen Mann, der in der Lage war, der mächtigsten Institution der damaligen Zeit, der katholischen Kirche, die Stirn zu bieten.
Innerhalb der Kirche hatte er Zugang zu vielen verbotenen Büchern, die seine Art, die Welt und das Universum zu sehen, beeinflussten, und ihn zu einem außerordentlichen Wissen über Wesen aus anderen Dimensionen führte, was für die damalige Zeit undenkbar war, vor allem, weil es sich um ein unbekanntes und gleichzeitig verbotenes Thema handelte.
Er lernte auch etwas über die Vorstellungskraft und die Kontrolle der Massen kennen, was zu jener Zeit etwas recht Ungewöhnliches war und dazu führte, dass er von der heiligen Inquisition verfolgt wurde.
Dieser außergewöhnliche Mann war Giordano Bruno, einer der furchtlosesten und aufrichtigsten Querdenker im Europa des 16. Jahrhunderts. Er wurde im Jahre 1548 unter dem Namen Filippo Bruno in Nola bei Neapel geboren.
Bruno war ein italienischer Priester, Astronom, Philosoph, Theologe, Mathematiker und Dichter. 1565 trat er im Alter von 17 Jahren in den Dominikanerorden des Klosters San Domenico Maggiore in Neapel ein und erhielt den Ordensnamen Giordano.
Dort studierte er Philosophie und Theologie, und bald wurde er für seine Aufsässigkeit und seinen Widerstand gegen die Autorität bekannt. 1576, im Alter von 28 Jahren, wurde Bruno von der heiligen Inquisition verfolgt.
Der Priester musste aus Rom fliehen und begann so ein abenteuerliches Leben als Wanderer. Er reiste durch Norditalien. Manchmal musste er in schmutzigen, rattenverseuchten Unterkünften schlafen, und um zu überleben unterrichtete er die Kinder der Reichen in Astronomie.
Nachdem Bruno einige Zeit in Lyon, Genf und Toulouse verbracht hatte, ging er nach Paris und beeindruckte dort den französischen König Heinrich III. mit seiner Gedächtniskunst.
Er hatte ein Konzept entwickelt, mit dem er durch abstrakte Symbole sehr lange Texte auswendig lernen konnte. Danach zog er weiter nach London und später nach Deutschland. Er war 16 Jahre auf Wanderschaft, praktisch durch ganz Europa, und das zu einer Zeit, in der Reisen ein Abenteuer war.
1591 erhielt Bruno eine Einladung eines Adligen aus Venedig, Giovanni Mocenigo. Er wollte von ihm in der Gedächtniskunst unterrichtet werden, und versprach, im Gegenzug sein Beschützer zu sein.
Der Mönch nahm die Einladung an, und so kehrte er nach Italien zurück. Obwohl Bruno von seinen Freunden vor dem Risiko gewarnt wurde, welches er bei seiner Rückkehr in die Heimat einging, zögerte er nicht, und kehrte Ende 1591 nach Venedig zurück.
Aber die Einladung war eine Täuschung. Giovanni Mocenigo arbeitete für die Inquisition, und bevor er ihn denunzierte, wollte er von Bruno auch über Magie und das Manipulieren von Menschen unterrichtet werden. Er wollte u.a. wissen, wie man ihren freien Willen unterdrückt. Bruno lehnte das ab und wurde verhaftet.
Im Mai 1592 wurde der Mönch der Ketzerei beschuldigt, verhaftet und in das Gefängnis der Inquisition überführt. Alle seine Güter und Bücher wurden ebenfalls beschlagnahmt. Er verbrachte acht Jahre im Gefängnis der Inquisition in Rom, neben dem Vatikanpalast, der für seine dunklen, feuchten und gefürchteten Kerker berüchtigt ist, aus denen die Schreie der gefolterten Gefangenen zu hören waren.
Giordano Bruno wurde u.a. Folgendes vorgeworfen:
- Kritik gegen den katholischen Glauben und seine Geistlichen auszuüben
- nicht an die Dreifaltigkeit, die Göttlichkeit Jesu und die Jungfräulichkeit Marias zu glauben
- Feind der Messe zu sein
- die Behauptung, dass es mehrere Welten gibt
- der Glauben an die Reinkarnation
- Hexerei
Für all dies verurteilte ihn Papst Clemens VIII. und gab ihn zur Hinrichtung frei. Im Februar 1600 wurde Giordano Bruno zum Ketzer erklärt, und dazu verurteilt, im Campo de’ Fiori in Rom bei lebendigem Leibe verbrannt zu werden.
Und seine Bücher, die ebenfalls verurteilt wurden, wurden auf dem Petersplatz verbrannt und in den Index der verbotenen Bücher aufgenommen. Seine letzten Worte wurden berühmt:
Ihr fürchtet mehr, mein Urteil zu sprechen, als ich, es zu empfangen.
Giovanni Mocenigo wurde auch der Ketzerei beschuldigt, weil man herausfand, dass er versuchte, die Gedanken anderer zu beeinflussen. Aber er wurde nie verhaftet. Unerklärlicherweise wurde Kardinal Roberto Belarmino, der den Inquisitionsprozess gegen Bruno leitete, 1930 von der katholischen Kirche heilig gesprochen.
Es ist merkwürdig, dass ein großer Teil des erworbenen Wissens, das Bruno sich angeeignet hatte, aus den alten, verbotenen Büchern der Kirche stammt, zu denen er Zugang als Mönch hatte. Seine revolutionären Ideen standen im Widerspruch zu einer Welt, die in Unwissenheit versunken war, und widersprachen denen, die von der katholischen Lehre aufgezwungen wurden.
Bruno postulierte, dass die Sonne auch ein Stern sei, dass das Universum unendlich ist, und dass es eine unendliche Anzahl von Welten gebe, die von Tieren und intelligenten Wesen bewohnt sind. Er weigerte sich, Heiligenbilder in seiner Zelle zu haben, und akzeptierte nur das Kruzifix.
Er war davon überzeugt, dass das Christentum eine Lüge sei, und dass die Päpste und die hohen christlichen Amtsträger nutzlose, fanatische, unehrenhafte Männer seien, die von bösen Genies inspiriert seien und keine Fantasie hätten.
Bruno zufolge ist die Menschheit von ihrer göttlichen Seite abgekoppelt, weil eine bösartige Lehre die Kommunikation mit dem Göttlichen unmöglich macht. Im theologischen Bereich unterschied er sich auch sehr von der Kirche, da für ihn sowohl das Universum als auch die Natur Gott war. Er glaubte, dass die Erde und das Universum intelligente Wesen seien.
Natürlich schockierten diese revolutionären Ideen seine Vorgesetzten. Bei seiner Wanderschaft durch die europäischen Universitäten stellte er fest, dass die Dozenten den Studenten ihre Kriterien auferlegten, und sie akzeptierten sie kurzerhand mit einer eher konformistischen Haltung.
Giordano Bruno war dagegen und wollte das Unterrichtsmodell revolutionieren. Er sagte, dass der Schüler seine Passivität verlassen und am Unterricht teilnehmen sollte, und alles, was dort gesagt wurde, reflektieren, debattieren und hinterfragen müsse.
Dieser Philosoph verteidigte die Existenz eines endlosen Universums und unendlicher bewohnter Welten gegen die von der Kirche postulierte Idee der Schöpfung. Er dachte, dass es in dieser Welt keine Realität gibt, die nicht einen Geist und eine Intelligenz hat. Er glaubte, dass wir ewig sind, dass wir vor und nach dieser Welt existieren, und dass, wenn ein Mensch stirbt, seine Seele in einen anderen Körper übergeht.
Er argumentierte, dass die Erde ein intelligentes Wesen mit Gefühlen und einer Seele sei. Er postulierte, dass die Seele einmal als Mensch, und dann wieder als Tier verkörpert werden kann. Er war auch davon überzeugt, dass der Körper das Gefängnis des Geistes sei.
Für ihn war Christus nicht der Sohn Gottes, sondern ein außergewöhnlich geschickter Magier. Aber es war seine Vorliebe für die Magie, die ihm eine lange Liste von Anschuldigungen bescherte.
Laut Bruno gibt es drei Realitätsebenen: die Fantasie, die göttliche Welt und die materielle Welt, und dass es der Geist ist, der die Seele und den Körper verbindet. Für den Magier war die Vorstellungskraft oder Fantasie sehr mächtig. Er war davon überzeugt, dass sie der Schlüssel sei, um ein lebendiges Wesen zu erreichen. Seinen Schriften zufolge kann der Magier Objekte, Individuen und Gesellschaften beeinflussen.
Am schockierendsten ist dabei jedoch die Gegenwart unsichtbarer Wesen, Helden und Dämonen. Letztere nannten die Gnostiker Archonten. Heute sind sie als Außerirdische oder überdimensionale Wesen bekannt. Obwohl für den Priester Dämonen, Geister, Götter, Engel usw. gleich sind, könnten ihm zufolge einige einen physischen Körper besitzen, und andere unsichtbar sein.
Er sprach jedoch hauptsächlich von zwei sehr unterschiedlichen Wesen: den niederen Dämonen, die durch Gegenstände und Symbole beschworen und geordnet werden konnten, und den höheren Dämonen, deren Geister sich in Statuen befinden könnten, die verehrt wurden. Es wurden Gebete, Opfer aller Art und Zeremonien zu Ehren von Göttern, Dämonen und Helden abgehalten.
Bruno behauptete, mit den Göttern in einer heiligen Sprache zu kommunizieren, die in den ägyptischen Hieroglyphen enthalten sind, da diese eine große demiurgische Kraft besäßen. Er vertrat die Ansicht, dass es in der Magie eine Technik gab, die als Instrument der individuellen oder Massenmanipulation eingesetzt werden konnte ‒ damals etwas Unbekanntes.
Heute wird die Kunst der Massenmanipulation von Werbung, Politik, Religion und den Mächten im Hintergrund verwendet. Wie Bruno in einer Lehre über Magie erwähnt, ist ein weiteres wichtiges Element, das der Magier zu berücksichtigen hatte, der Glaube, denn ohne ihn kann nichts Geschehen.
Der Magier oder Manipulator weiß, wie er die Massen kontrollieren kann, doch der Rest der Sterblichen wird, ohne es zu merken, von anderen Menschen oder von unsichtbaren Wesen, die nicht einmal wissen, dass sie existieren, unterworfen. Bruno warnt jedoch ständig vor den Gefahren der Magie, denn wenn man nicht aufpasst, kann sich der Zauberer ‒ der alles kontrolliert, ohne es selber zu merken ‒ in ein Instrument verwandeln, das von Geistern oder unsichtbaren Wesenheiten kontrolliert wird.
Es gibt Handlungen, die von den Menschen selbst durchgeführt werden, es gibt jedoch auch viele andere Handlungen, die durch andere Menschen, die Magie ausüben, oder durch Dämonen induziert werden. Deshalb war die Kunst der Manipulation für Bruno so wichtig, damit niemand unser Leben lenkt, und wir selber diejenigen sind, die es wirklich kontrollieren, und nicht die Dämonen oder andere böse Zauberer, die versuchen, die Menschheit zu lenken und zu kontrollieren.
Der Priester hatte viele Anhänger, die seine Überzeugungen unterstützten, dass die katholische Kirche eine Lüge sei, und die Religion das beste Instrument für die Manipulation der Massen sei. Dies erschreckte die Institution natürlich sehr, was diesen Mann nicht nur verurteilte, sondern auch alle verfolgte, die ihn unterstützten.
Zwei Jahrhunderte später, 1889, wurde zu seinen Ehren an derselben Stelle, an der Giordano Bruno verbrannt wurde, eine Statue errichtet. Heute symbolisiert sein Denkmal die Gedankenfreiheit und die Verurteilung des religiösen Fanatismus. Giordano Bruno mag gestorben sein, aber sein Glauben und seine Werke leben weiter.
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