Begegnungen der unheimlichen Art: Geister an Bord eines Flugzeugs

Wenn man glaubt, dass Geister in alten Häusern spuken, warum dann nicht auch in Jumbo Jets? Diesen Satz schrieb John G. Fuller 1978 in seinen Roman The Ghost of Flight 401. Fuller war nicht nur Schriftsteller, sondern auch Grenzwissenschaftler.

Der US amerikanische Autor recherchierte in den 1970er Jahren einen besonderen wie außergewöhnlichen Fall: Das tragische Unglück von Eastern Airlines Flug 401. Es geschah am 29. Dezember 1972 auf dem Flug von New York nach Miami über den Everglades, ein Sumpfgebiet im Süden des US Bundesstaates Florida.

99 von 176 Passagieren an Bord einer Lockheed L-1011 Tristar überlebten den Absturz nicht. Die Ursache war laut der Flugaufsichtsbehörde NTSB ein Pilotenfehler.

Nach dem Unglück, so erzählt man sich, kam es zu seltsamen Erscheinungen an Bord der Tristar N318EA der Eastern Airlines. Bis heute weiß niemand, ob die Geschichte wahr ist, oder ob sie nur der allzu lebhaften Phantasie des Schriftstellers geschuldet ist. Von Frank Schwede

Was war geschehen? Um 23.32 Uhr betätigte Copilot Albert Stockstill den Hebel zum Ausfahren des Fahrgestells, plötzlich fiel dem ersten Offizier ein grünes Lämpchen auf, dass das ordnungsgemäße Einrasten der Reifenpaargestänge anzeigt, das aber im Falle des Bugrades erloschen blieb.

Stockstill betätigte den Hebel noch ein zweites Mal, als die Anzeige weiter dunkel blieb, verständigte Kapitän Bob Loft den Tower mit der Bitte, eine Warteschleife über den Everglades drehen zu dürfen, um der Sache auf Grund gehen zu können.

Bob Loft schaltete nach dem Okay vom Tower den Autopiloten ein, um Geschwindigkeit und Höhe zu halten, derweil stieg Flugingenieur Don Repo durch eine Luke in den Bereich unterhalb des Cockpits, um zu prüfen, ob das Fahrwerk tatsächlich klemmt und sich nicht ausfahren lässt.

Sowohl Pilot als auch Copilot waren Don Repo zugewandt, möglicherweise war in diesem Moment einer der Piloten versehentlich mit dem Rücken gegen das Steuerhorn gekommen und hat unbemerkt zwar den Autopiloten auf Control Wheel Steering Mode umgestellt, durch den der Autopilot zwar weiter tätig ist, allerdings nur auf Befehle vom Steuerhorn reagiert.

Da die Everglades ein über viele Meilen unbewohntes Sumpfgebiet ist, ist es in dieser Region natürlich stockdunkel, sodass die Crew möglicherweise nicht dazu in der Lage war, abzuschätzen, auf welcher Höhe sich die Maschine befand. Im Abschlussbericht der Flugaufsichtsbehörde NTSB heißt es zur Absturzursache kurz und knapp: Pilotenfehler.

Bereits zwei Wochen vor dem Absturz soll eine namentlich nicht genannte Flugbegleiterin einen schrecklichen Albtraum gehabt haben, in dem sie sah, wie Flug 401 in den Everglades abstürzt. Die junge Frau stand auf der Crewliste, wusste jedoch anhand ihres Traums, dass sie nicht an Bord sein wird. Tatsächlich wurde die Besatzung kurz vor dem Flug komplett ausgetauscht.

Wollte Don Repo als Geist etwas wieder gut machen?

Die abgestürzte Tristar war gerade mal vier Monate alt, um den Verlust der Maschine so gering wie möglich zu halten, wurde nicht beschädigte Teile in andere Maschinen des Typs als Ersatzteile verbaut – die meisten davon in die Tristar N318EA.

 

Von diesem Moment an hat sich die Situation an Bord der Maschine schlagartig verändert. Die Flugbegleiter fühlten sich nicht mehr wohl, sprachen von einer ungewöhnlichen Kälte, doch noch viel schlimmer wog die Tatsache, dass offenbar der Geist von Bordingenieur Don Repo und auch der von Pilot Bob Loft an Bord war. Das soll über einen Zeitraum von einem Jahr mindestens 20 Mal geschehen sein.

Um das verstehen zu können, muss man wissen, dass Don Repo derjenige war, der bis zuletzt versucht hat, den Fehler zu finden, bevor die Maschine am Boden zerschellte.

Bis heute sind die Ereignisse nach dem Absturz nicht restlos geklärt. Ebenso wenig die Geistererscheinungen. Bestehen tatsächlich Zusammenhänge zwischen dem Absturz und den ungewöhnlichen Vorkommnissen an Bord der N318EA, wie es Parapsychologen vermuten?

Es geschah eines Tages, auf einem Flug von Acapulco nach Mexiko City. Plötzlich erschien Bordingenieur Don Repo einer Stewardess in der Teeküche in einer Ofentür. Eine weitere Kollegin war anwesend und sah ebenfalls das Gesicht – gemeinsam riefen die Flugbegleiterinnen den diensthabende Flugingenieur, der sofort seinen verstorbenen Kollegen wiedererkannte und sodann dessen warnenden Worte hörte: „Pass auf Feuer an Bord dieser Maschine auf!“

Das Gesicht von Don Repo verschwand kurz darauf, doch die Warnung hat so schnell niemand an Bord vergessen. Ein paar Tage später kam an es Bord von N318EA tatsächlich zu einem Triebwerksbrand und die Maschinen musste notlanden.

Eine andere Besatzung berichtet von merkwürdigen Klopfgeräuschen im Cockpit. Als der Bordingenieur schließlich die Luke zum unteren Bereich des Cockpits öffnete, blickte er in das Gesicht von Don Repo. Nach ein paar Sekunden verblasste das Gesicht wieder.

Kurz darauf wies der Pilot den Bordingenieur an, hinunterzusteigen, um nach dem Rechten zusehen – schließlich fand der Techniker tatsächlich einen Fehler, der im weitere Verlauf des Fluges zu ernsthaften Problemen hätte führen können.

Bei einem anderen merkwürdigen Vorfall wurde am Ende sogar der ganze Flug gestrichen. Als die Crew an Bord ging, will sie Bob Loft, dem Pilot von Flug 401, an Bord begegnet sein, der im Gang stand und sich bald darauf in Luft aufgelöst haben soll. Die Besatzung lehnte es schließlich ab, mit diesem Flugzeug zu starten, da aber zum Zeitpunkt keine andere Maschine zur Verfügung stand, musste der komplette Flug gestrichen werden.

Was geschah wirklich an Bord der N318EA

Bei einem weiteren seltsamen „Auftritt“ soll Don Repo zu einem Flugkapitän gesagt haben: „Es wird nie wieder einen Absturz einer Tristar geben – dafür werden wir sorgen.“ Insgesamt soll der Geist Repos 20 Mal an Bord der Tristar N318EA in Erscheinung getreten sein. Im Frühjahr 1974 sollen die unheimlichen Besuche schlagartig aufgehört haben.

Es gibt eine ganze Reihe dieser Geschichten, die später auch in zahlreichen Büchern erschienen, darunter Ghosts of Flight 401 von Kathryn Walker und natürlich der spektakuläre Bestseller-Roman The Ghost of Flight 401 von John G. Fuller, der später dann auch verfilmt wurde.

Interessant ist, dass die Tristar N318EA nach der Pleite von Eastern Airlines an die Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific verkauft wurde, wo der Jet unter der neuen Registrierung VR-HOI bis in das Jahr 1996 ohne derartige  Zwischenfälle seinen Dienst versah. Was also geschah während der Zeit bei Eastern Airlines?

Fast schon könnte man vermuten, dass Don Repo mit einer Schuld auf der Seele keine Ruhe fand und versucht hat, etwas wieder gut zu machen. Das könnte in der Tat an Bord der N318EA geschehen sein, in der die Ersatzteile aus der Unglücksmaschine verbaut wurden. Don Repo war in diesem Fall so etwas wie der gute Geist an Bord, ein Art Schutzengel.

Allerdings spricht auch vieles dafür, dass erst nach dem Erscheinen von Fullers Roman die Geschichte richtig ins Rollen kam, was schließlich dazu geführt hat, dass der Roman ein Bestseller wurde. Somit spricht also auch vieles dafür, dass möglicherweise mit Fuller die Phantasie ein wenig durchgegangen ist und dass er all die Spukgeschichten nur erfand, weil er sich schließlich auf dem Gebiet der Parapsychologie bestens auskannte. Immerhin war Fullers Roman am Ende ja bestens geeignet für einen Kinostreifen.

Ex-Astronaut und Eastern Airlines-Präsident Fran Borman bezeichnete die Spukgeschichten, die angeblich auch in den Logbücher festgehalten wurden, als einen Haufen Blödsinn, wie er wörtlich sagte und er verbot seinen Mitarbeitern ausdrücklich, solche Geschichten weiterzuverbreiten. Borman erwog sowohl Fuller als auch die Filmproduktionsfirma wegen Geschäftsschädigung zu verklagen.

Fuller will nach eigenen Angaben mit einem Dutzend Mitarbeitern der Airline gesprochen haben und mit ebenso vielen Passagieren, die alle die seltsamen Auftritte der verstorbenen Crewmitglieder bestätigt haben sollen. Leider blieben die Personen nahezu alle anonym.

In einem Report von Eastern Airlines wurde der Flugzeugführer eines Fluges, bei dem es zu dem plötzlichen Triebwerksausfall mit Notlandung kam, mit den Worten zitiert: „Ich habe schon den Geist von Don Repo gesehen.“

Allerdings war dieser Satz offenbar als Scherz gemeint, bei John Fuller aber klang das anders, er zitierte den Pilot indes als Augenzeuge seiner Spukgeschichte.

Neben Fuller gab es noch einen anderen Rechercheur, nämlich Arnold Markowitz. Der Journalist hat 20 Jahre nach dem tragischen Absturz sowohl mit Überlebenden des Unglücks als mit ehemaligen Piloten der Airline gesprochen.

Ein damals schon pensionierter Pilot will erfahren haben, dass Frank Borman einen Hobby-Prediger gegen Bezahlung engagiert hat, um dem Spuk an Bord von N318E ein Ende zu bereiten.

Der Ex-Pilot, der ebenfalls oft an Bord der N318E war, konnte sich selbst nicht an einen spukenden Repo oder Loft erinnern. Wörtlich sagte er zu Markowitz: „Wir hatten ab und an seltsam aussehende Leute an Bord, aber keine Geister.“

Fullers Recherchen sollen angeblich dazu geführt haben, dass nach jedem bekannt gewordenen Vorfall auf Anweisung von oben die entsprechenden Seiten aus dem Logbuch entfernt wurden oder das gleich das gesamte Logbuch ausgetauscht wurden. Viele Mitarbeiter sollen sich sogar geweigert haben, Dienst auf der N318EA zu tun.

Bis heute kennt offenbar nur John G. Fuller das Geheimnis der N318EA, doch der hat es mit ins Grab genommen. Fuller starb im November 1990 im Alter von 80 Jahren.

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