Der Untersberg gilt als der sagenreichste Berg der Alpen – zahlreiche Mythen ranken sich um den Berg und besonders um seine Höhlen.
Der freistehende Gebirgsstock zwischen Salzburg und dem Berchtesgadener Land gilt bei den Einheimischen als Wunderberg.
Die Sage von Kaiser Karl im Untersberg
Die bekannteste Untersberg-Sage ist die von Karl dem Großen: der Sage nach wartet Kaiser Karl der Große im Untersberg auf seine Auferstehung, alle hundert Jahre wacht er auf und wenn er sieht, dass immer noch die Raben um den Berg fliegen, dann schläft er ein weiteres Jahrhundert.
So lange wird der Kaiser von den „Untersberger Mandln“ umsorgt. Bei ihnen handelt es sich um Zwergen ähnliche Gestalten, die dem Kaiser treu ergeben sind. In einer anderen Version der Sage handelt es sich um Friedrich Barbarossa, der in dem Berg bis zu seiner Auferstehung schläft. Sein Bart wächst um einen runden Tisch.
Bis jetzt reicht er zweimal herum. Doch wenn er die dritte Runde beendet hat, beginnt das Ende der Welt. Und es heißt, nach ihm solle kein guter Kaiser mehr kommen (Eine ganz ähnliche Sage umgibt den Kyffhäuser, einen waldreichen Bergrücken südlich des Harzes in Thüringen, auf dem das Kyffhäuserdenkmal steht).
Wenn der Kaiser erwacht und den Untersberg verlässt – so manche Varianten – findet die letzte große Schlacht der Menschheit auf dem Walserfeld statt.
Die inhaltlich, zeitlich und lokal unterschiedlich auftretenden Versionen der Sage haben offensichtlich alle ihren Ursprung im lange vorherrschenden Volksglauben an die Rückkehr eines Friedenskaisers.
Eine verwandte Sage besagt, dass an einen vertrockneten Birnbaum (Walser Birnbaum) auf dem Walserfeld der Kurfürst von Bayern zur letzten Schlacht seinen Wappenschild hängen wird.
Mehrfach findet sich auch der Topos, dass jemand den Eingang in des Untersberg-Kaisers Zwergenreich findet, mit den typischen Motiven, dass er reich beschenkt wird, oder aber auch, dass bei einem kurzen Besuch in der irdischen Welt endlose Jahre vergangen sind.
Die Wilde Jagd
Ein anderer Mythos ist die Wilde Jagd vom Untersberg („Das Wilde Gjoad“), die wohl ursprünglich auf den Untersberg als Wetterzeiger in seiner exponierten Lage am Alpenrand Bezug nimmt.
Diese ist in das Perchtenbrauchtum der Rauhnächte um Weihnachten eingegangen und wurde seit den 1980er-Jahren im traditionellen Sinne wiederbelebt.
Zu ihren typischen Gestalten gehören Vorpercht, der Tod, der Rabe, Moosweiberl, Baumpercht, Hahnengickerl, der Riese Abfalter, der Bär und der Bärentreiber, die Hexe, die Habergeiß und der Saurüssel. Verwandt mit der Wilden Jagd ist das Drachenloch beim Schellenbergsattel, ein zweites, ein altes Bergwerk, befindet sich in St. Leonhard – solche „Drachen-“ oder „Teufelslöcher“ finden sich in den Kalkkarststöcken häufiger.
Wesentliche Teile der heute bekannten ausgedehnten Untersberger Sagenwelt werden in der Lazarusgeschichte erstmals greifbar.
Die Erzählung der wundersamen Erlebnisse des Reichenhaller Stadtschreibergehilfen Lazarus Gitschner (in späteren Ausgaben auch Lazarus Aigner genannt) wurde wahrscheinlich von einem Geistlichen des Augustiner-Chorherrenstifts St. Zeno bei Reichenhall um 1558 verfasst.
Einzelne Erzählmotive hat dieser von der Vision der Mechthild von Magdeburg (aufgezeichnet im 13. Jahrhundert) und aus der geheimen Offenbarung des Evangelisten Johannes (Offb 6,15 EU) verwendet. Zum Vorbild hat der Verfasser sich auch das 24. Kapitel (Weltuntergangskapitel) des Matthäus-Evangeliums genommen (Mt 24,32-33 EU).
Auf diese Vorbilder gehen die Entrückung ins Innere eines Berges, der Kaiser im Untersberg sowie der Birnbaum und die Endschlacht auf dem Walserfeld zurück. Diese Motive wurden vom Verfasser mit älteren Sagenmotiven vermischt und in seine Umgebung (unter anderem den Untersberg) verlegt.
So sind mit dem Kaiser Karl im Untersberg Karl V. (1519–1556), mit Kaiser Friedrich ursprünglich Friedrich III. (1440–1493) oder später – je nach Entstehungszeitpunkt der unterschiedlichen Sagenversionen – entweder Friedrich I., genannt Barbarossa oder Friedrich II. gemeint. Der unbekannte Verfasser schuf mit der Lazarusgeschichte eine zu seiner Zeit aktuelle Apokalypse, die als typisch für die Endzeitstimmung in der Reformationszeit angesehen werden kann.
Über den Untersberg ranken sich auch mehrere Zeitreise-Mythen, insbesondere von seltsamen Zeit-Anomalien. So wird berichtet, am Berg existierten Zeitlöcher, in denen die Zeit schneller oder langsamer als anderswo vergehe. Außerdem wird von Kontakten zu Zeitreisenden aus einer Spiegelwelt berichtet.
Besonders viele Geschichten stammen von dem Autor Wolfgang Stadler, der nach eigenen Angaben die merkwürdigen Zeit-Phänomene seit 25 Jahren erforscht. Alle seine Geschichten seien daher keine Fiktion, sondern real passiert.
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