Was ist da nur los unter der Bucht von Neapel? Seit Mittwoch (4. Oktober) gab es fast keine spürbaren Beben mehr unter Italiens Supervulkan, der das Zeug hat, einen neuen Krater von 16 Kilometern Durchmesser rund um die Neapolitaner Vorstadt Pozzuoli zu sprengen und eine Region mit 3,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern zu verwüsten.
Zuvor hatten monatelang mehrere mittelschwere Erdstöße bis zu einer Stärke von 4,2 die Menschen auf Trab gehalten.
Es besteht die Angst und auch die reale Gefahr, dass es zu einem schweren Erdbeben oder gar einem mächtigen Vulkanausbruch kommen könnte. Doch plötzlich ist der Super-Vulkan im Westen Neapels ruhig geworden.
Supervulkan in Italien: Der Vesuv sorgte schon einmal für eine riesige Katastrophe
Dafür lässt der prominente Nachbar Vesuv die Menschen aufhorchen: Der Vulkan liegt am östlichen Stadtrand von Neapel, ebenfalls mitten im Siedlungsgebiet Hunderttausender Menschen.
Im Jahr 79 nach Christus hatte ein verheerender Ausbruch des Vulkans schon einmal die römischen Städte Pompeji, Herculaneum, Stabiae und weitere Siedlungen vernichtet, man schätzt die Anzahl der Todesopfer auf bis zu 5000 – für damalige Verhältnisse enorm viele Menschen.
Kaum, dass die Phlegräischen Felder ruhiger geworden sind, fängt nun aber der Vesuv zu wackeln an. Seit einer Woche bebt es im Schnitt achtmal am Tag im Krater des 1281 Meter hohen Vulkans.
Zuvor wackelte er zwei Mal am Tag. Und es sind schon spürbare Erschütterungen, am Sonntag (8. Oktober) gab es um Mitternacht innerhalb zweier Minuten ein Beben der Stärke 1,5 und eines der Magnitude 1.
Den Einheimischen fällt das auf: „Das letzte Erdbeben in den Phlegräischen Feldern war am Mittwoch, den 4. Oktober. Und gestern wackelte der Vesuv“, kommentiert ein Mitglied der Facebook-Gruppe: „Die aus der Roten Zone der Phlegräischen Felder“.
Erdbeben am Supervulkan, dann am Vesuv: Wählt das Magma einen neuen Weg an die Oberfläche?
Auch andere User finden das interessant, tatsächlich gibt es eine wissenschaftliche Theorie, dass die Phlegräischen Felder und der 20 Kilometer Luftlinie entfernte Vesuv von ein und derselben Magmakammer im Untergrund gespeist werden.
Hat sich hier der Druck in der Magmakammer von den Phlegräischen Feldern weg verlagert und lässt dafür die Ausbruchsgefahr am Vesuv steigen? „Natürlich habe ich keine Kompetenz in der Sache, das sind Posts von Sonntags-Geologen“, schreibt der User.
Francesca Bianco, ehemalige Direktorin des Vesuv-Observatoriums von Neapel und jetzt Leiterin der Vulkanabteilung des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie INGV, hat eine andere Erklärung: Die Erdstöße am Vesuv seien „kleine oberflächliche Brüche des Kraters, der sich nach dem letzten Ausbruch im Jahr 1944 abkühlte, sich verdichtete und dazu neigte, sich abzusenken.“
Vulkanausbruch in Italien: Vesuv brach das letzte Mal 1944 aus
Das erklärte Bianco Anfang des Jahres gegenüber der Nachrichtenagentur Ansa, als es immer wieder kleine Erdstöße am wohl berühmtesten Vulkan Europas gab. „Das Phänomen erzeugt offensichtlich einen oberflächlichen Bruch der Erdkruste mit leichten Erdbeben.“
Es handle sich um kleine Brüche, die nicht aus der Tiefe kommen, und es gebe nicht einmal eine Spur von ausgasendem Magma, da die kleinen dampfenden Fumarolen, die dort vorhanden sind, derzeit keine anomale Zusammensetzung aufwiesen.
Der Vesuv bracht das letzte Mal im März 1944 aus, 12.000 Menschen wurden evakuiert, dennoch fanden 26 Menschen den Tod. Auf dem US-Militärflugplatz Pompeii Airfield in Terzigno zerstörte niedergehende heiße Asche etwa 80 Bomber des Typs B25 – mehr, als die deutschen und italienischen Truppen jemals im 2. Weltkrieg von den im Mittelmeer stationierten US-Bombern bei einem Angriff je abschossen. Auch München wurde von Italien aus angegriffen.
Zuvor war der Vesuv seit 1631 nach einer etwa 300 Jahre langen Ruhepause 20 Mal ausgebrochen, achtmal davon heftig. Somit gab es im Schnitt alle 15 Jahre einen Ausbruch. Vor der Vernichtung von Pompeji im Jahr 79 nach Christus hatte der Vesuv sogar 800 Jahre lang geruht.
Die Römer hatten ihn für erloschen gehalten – eine verhängnisvolle Einschätzung. Der Vesuv ist und bleibt ein gefährlicher Vulkan.
Diese Vulkane hängen unterirdisch zusammen, eine Vorhersage, welcher wann hochgehen könnte gibt es nicht, aber wenn es knallt, dann merken wir es alle!