Drei neue Vulkane vor italienischer Küste entdeckt: Wie gefährlich sind sie für die Menschheit?

Ein deutsches Forschungsschiff hat vor Sizilien drei bislang unbekannte Unterwasservulkane entdeckt. Wie gefährlich diese für Menschen werden können, sollen weitere Untersuchungen ergeben.

(Titelbild: Links die Lage der drei Unterwasservulkane und des Schiffswracks, rechts eine Sonaraufnahme des Vulkangebirges am Meeresgrund)

Der Süden Italiens ist neben Island die Region Europas, die die meisten aktiven Vulkanen aufweist. Bekannt sind der Vesuv bei Neapel und der benachbarte Supervulkan der phlegräischen Felder, dessen baldiger Ausbruch befürchtet wird.

Auf und um Sizilien ist der derzeit ausbrechende Ätna bekannt. Nördlich von Sizilien ist der Inselvulkan Stromboli daueraktiv, dessen Nachbarinseln Lipari und Vulcano sind ebenfalls Vulkane, die nur ruhen. Auch südlich von Sizilien sind die Inseln Lampedusa, Linosa und Pantelleria ruhende Vulkane.

Doch die sizilianischen Gewässer sind auch unter der Meeresoberfläche von Vulkanen gespickt wie dem Marsili, einem der größten und gefährlichsten Vulkane Europas überhaupt.

Während einer internationalen wissenschaftlichen Expedition des deutschen Forschungsschiffs Meteor im Juli und August wurden drei weitere große Unterwasservulkane entdeckt, außerdem heiße Unterwasserquellen und ein Schiffswrack. Das meldete das Nationale Institut für Ozeanographie und Experimentelle Geophysik (OGS) in Sgonico bei Triest.

Die neuen Vulkane sind dem OGS zufolge mindestens sechs Kilometern breit und ragen mehr als 150 Meter über dem Meeresboden auf. Sie sind die Fortsetzung weiterer Vulkankegel an, die das OGS bereits 2019 im Meeresgebiet zwischen den Städten Mazara del Vallo und Sciacca im Südwesten Siziliens entdeckt hatte.

Das Wrack wurde während bei der Expedition durchgeführten Kartierung des Meeresbodens zufällig entdeckt und seine Position den italienischen Seebehörden gemeldet. Es ist ein 100 Meter langes und 17 Meter breites Schiff, das in 110 Metern Tiefe auf halber Strecke zwischen der Vulkaninsel Linosa und Sizilien auf einer namenlosen Meeresbank liegt.

Jetzt sollen die drei Unterwasservulkane näher untersucht werden. Aufgrund der schweren Zugänglichkeit ist der Unterwasservulkanismus bisher kaum erforscht.

Die Teilnehmer der Expedition sammelten Gesteinsproben der Vulkane – Lavagestein und Bimsstein-Ablagerungen – die nun analysiert werden. Man erhoffe sich so Hinweise auf das Alter der Vulkane und die Eigenschaften des Magmas.

„Diese Informationen werden von grundlegender Bedeutung für die Rekonstruktion der geologischen Geschichte einer der komplexesten Regionen des zentralen Mittelmeers sein“, verspricht Giulia Matilde Ferrante, Forscherin der Geophysik-Sektion der OGS, die an der Expedition teilgenommen hat.

„Das zeigt deutlich, wie wenig bekannt der Meeresboden selbst in Küstennähe noch ist“, ergänzt der Kollege der gleichen OGS-Forschungsgruppe, Jonathan Ford.

Die nun entdeckten Vulkane könnten – wie alle Unterwasservulkane weltweit – eine Gefahr darstellen. Das Problem ist besonders groß, wenn sich die Vulkane in geringer Meerestiefe befinden. Nahe Pantelleria etwa gibt es den Unterwasservulkan Empedokles, aus dem 1831 vorübergehend die Vulkaninsel Ferdinandea emporstieg, die bald wieder versank.

Ausbrüche von Unterwasser-Vulkanen können Tsunamis auslösen, wenn sie nah genug an der Oberfläche sind. Das geschah 2022 beim Ausbruch des Unterwasser-Vulkans bei Tonga, als Tsunamis die Küsten der Region verwüsteten und es vier Todesopfer gab.

Die Schockwellen nach dem Ausbruch wanderten um die Erde, die Explosion hatte nach Nasa-Angaben die Sprengkraft von etwa zehn Megatonnen TNT – mehr als das 500-Fache der Atombombe, die 1945 auf Hiroshima geworfen wurde.

Der griechische Unterwasservulkan Kolumbos forderte im September 1650 an die 50 Menschenleben, als Erdbeben und Tsunamis die benachbarte Insel Santorin verwüsteten. Der Ascheregen brachte Ackerbau und Viehzucht zum Erliegen.

Der Kollaps des Vulkans in Caldera löste einen Tsunami aus, der noch auf Inseln in 150 Kilometern Entfernung Schäden verursachte. Der Kolumbos gilt übrigens weiter als aktiv.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein