Derweze-Krater in Turkmenistan: Das Tor zur Hölle öffnet sich (Video)

Die Karakum in Turkmenistan gehört zu den trockensten Gegenden der Erde. Mitten in dieser riesigen Wüste befindet sich ein loderndes Loch – der Krater von Derweze. Wenn man in dieses „Tor zur Hölle“ blickt, scheinen sich die Pforten der Unterwelt zu öffnen.

Mitten im Nirgendwo der 400 000 Quadratkilometer großen Karakum-Wüste liegt das „Tor zur Hölle“. Ein loderndes Loch mitten im Erdboden, apokalyptisch anzusehen, aus dem permanent Feuer, Flammen und Rauch in den Himmel der Einöde aufsteigen.

„Jähenneme açylan gapy“

Bis zur 350-Einwohner-Gemeinde Derweze, etwa 260 Kilometer nördlich der turkmenischen Hauptstadt Aşgabat gelegen, sind es auf der Landstraße ein paar Kilometer. Mit dem Auto oder dem Motorrad eine holprige und staubige Fahrt von nur wenigen Minuten.

Doch kaum jemand würde das unbedeutende Örtchen kennen, gäbe es dort nicht das „Jähenneme açylan gapy“, wie die auf der Erde einmalige Attraktion auf Turkmenisch heißt.

Wenn Sie beim „Tor zur Hölle“ an die Unterwelt Erebos oder den Hades aus der griechischen und römischen Mythologie oder an das „Inferno“ aus dem epischen Gedicht „Divina Commedia“ („Göttliche Komödie“) des italienischen Renaissance-Schriftstellers Dante Alighieri denken, liegen Sie völlig falsch.

Das turkmenische „Tor zur Hölle“ ist ein seit 52 Jahren in Flammen stehendes, brennendes Erdgasloch. Das auch Krater von Derweze (englisch: Darwaza Gas Crater – The Door to Hell) genannte Loch entstand in Sowjetzeiten bei einer Routine-Bohrung nach dem fossilen Rohstoff, der in dieser Weltgegend in rauen Mengen im Erdboden schlummert.

Wie es zu dem Krater von Derweze kam

Am 8. Januar 2022 gab Turkmenistans damaliger Machthaber Gurbanguli Berdimuchamedow bekannt, dass der glühende Schlund gelöscht werden sollte. Nachdem sein Sohn Serdar Berdimuchamedow im März 2022 zum Nachfolger gewählt worden war, ist davon in dem zentralasiatischen Binnenstaat, der mit 488 100 Quadratkilometern Fläche etwa so groß ist wie Spanien, allerdings keine Rede mehr.

Der Krater von Derweze entstand, als sowjetische Experten in der damaligen Turkmenischen Sozialistischen Sowjetrepublik in einen Hohlraum nach Erdgas bohrten. Als die dünne Erddecke unter dem Gewicht der schweren Bohrplattform einbrach, entstand ein 5350 Quadratmeter großes Loch mit einer Tiefe von 30 Metern und einem Durchmesser von 70 Metern, aus dem bis heute große Mengen Methangas ausströmen.

Alle Löschversuche sind bisher erfolglos geblieben

Bis heute sind alle Löschversuche erfolglos geblieben, so dass sich der Brand zu einem Dauerfeuer entwickelte. Um zu verhindern, dass sich die gefährlichen Methan-Dämpfe aus dem Erdloch weiter ausbreiteten, beschlossen die Fachleute, das ausströmende Gas einfach abzufackeln. Im Jahr 2018 benannte Berdimuchamedow Senior den Krater zwar in „Das Leuchten von Karakum“ um, doch dem viel griffigeren Namen „Tor zur Hölle“ konnte diese „Schönschwätzerei“ nichts anhaben.

 

Der Geowissenschaftler Ralf Littke von der RWTH Aachen University geht davon aus, dass der Einsturz ein „unglücklicher Zufall“ war. Damals sei offenbar „ein größerer Hohlraum, wie eine Karsthöhle, angebohrt worden. Anders lässt sich die Entstehung eines solchen Kraters nicht erklären.“

Jahrzehntelanges Dauerfeuer nach dem Blowout

Normalerweise enthält ein solcher Hohlraum nur in begrenzter Menge Erdgas, sodass einzige Zeit nach einem explosionsartigen Blowout kein Gas mehr nachströmt. Doch im Fall von Derweze existieren offenbar Kanäle – sogenannte Vents – in den Untergrund, durch die weiterhin Methan in Richtung Erdoberfläche in den Krater ströme, wo es dann verbrennt, erklärt der Geowissenschaftler.

„Solche Ausströmvorgänge können viele Jahrzehnte andauern“, so Littke. „Auch die normale Gasförderung aus Reservoirgesteinen ist normalerweise auf 30 bis 70 Jahre ausgelegt. Das Gas strömt also in der Regel sehr langsam in den Gesteinen.“ Zudem sei der Derweze-Krater im Vergleich zu den brennenden Kohlefeldern in Indien und China ökologisch „eine Marginalie“.

Technisch wäre es zwar möglich das Gasloch zu verschließen, doch dies wäre aufwendig und teuer. Für ein relativ armes Land wie Turkmenistan ist das keine Option, sodass man das Höllentor einfach weiter brennen lässt. Erdgas hat Turkmenistan ohnehin in Hülle und Fülle. Das Sieben-Millionen- Einwohner-Land verfügt über die viertgrößten Erdgasvorkommen der Welt.

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