Sie krabbeln in jede Ritze, bevölkern Straßen, Stromkästen und Kinderzimmer. Mehrere Ortsteile von Kehl werden von Insekten bedroht, die gerade mal drei Millimeter groß sind. Ameisen-Invasion am Oberrhein!
(Titelbild: Wehr in Kehl genauer auf den Boden schaut, sieht sie krabbeln: Milliarden Ameisen legen Massen an Eiern im Erdreich ab)
Schon vor fünf Jahren machte Anwohner Wolfgang Lehmann (70) aus dem Teilort Marlen (Baden-Württemberg) auf das Problem aufmerksam.
„Überall in unserer Straße bildeten sich Ameisenhäufchen, aber die Stadtverwaltung hat mich nicht ernst genommen. Die Dame vom Umweltamt fragte mich ganz pikiert, warum ich überhaupt bei ihr anrufe.“
Gehwege kaputt, Internet fällt aus
Jetzt ist die Lage dramatisch! Mehrmals sind Telefon und Internet ausgefallen, weil die Ameisen sich in Verteilerkästen eingenistet haben. Gehwege reißen auf, weil Milliarden von Insekten rund vier Hektar Fläche untertunnelt haben.
Bei den Krabbeltieren handelt es sich um die Ameise Tapinoma magnum, die ursprünglich aus Nordafrika stammt. Im Gegensatz zu heimischen Arten hat sie Hunderte Königinnen in Teilnestern, die sich zu einer Superkolonie vereinen können.
Inzwischen sind die Tiere auch in Häuser eingedrungen, machen den Bewohnern das Leben schwer. Familienvater Roy Kiren (42): „Die Ameisen haben sich im Kinderzimmer breitgemacht – hinter den Fußleisten, in Schränken. Wir haben sie eingesaugt, greifen zu Gegenmitteln wie Ameisenfallen, Essigsäure und Zimt.“
Ameisen auf dem Spielplatz und im Kinderzimmer
Seine Frau Ilknur (40): „Man fühlt sich von Ameisen umzingelt, vor allem psychisch ist das eine enorme Belastung.“
Nach vier Jahren Nichtstun probierte es die Stadtverwaltung zunächst mit Insektenjägern, doch der Erfolg blieb aus. Inzwischen ruft das Rathaus selbst um Hilfe, hofft auf finanzielle Unterstützung vom Land bei der Bekämpfung der Ameisen-Plage.
Mitarbeiter des Bauhofs versprühen heißen Schaum, um die Insekten zurückzudrängen. Zudem wird der Einsatz von biologischen Gegnern (Bakterien Pilze), aber auch die Giftkeule diskutiert. Einen richtigen Plan scheint die Verwaltung aber nicht zu haben.
Der städtische Umweltbeauftragte Gregor Kuschate: „Es gibt bislang nichts, was gesichert gegen die invasive Ameise wirkt.“
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