Älteste Sichtung 1826: Was es mit Deutschlands geheimen UFO-Akten auf sich hat – DDR: Keine Angst vor Aliens

Gibt es UFOs? Diese Frage kann der Journalist Andreas Müller nicht beantworten. Aber er hat nachgeforscht, wie die deutschen Behörden das Thema behandeln. Die Recherche zeigt: Beim Blick in den Weltraum gibt es noch gehörig Luft nach oben.

Im Herbst des Jahres 1765 war ein junger Mann als Passagier in einer Postkutsche von Frankfurt am Main nach Leipzig unterwegs. Das Wetter war schlecht, es regnete und die Wege waren matschig und aufgeweicht. Es war inzwischen dunkle Nacht geworden, als er plötzlich zwischen Hanau und Gelnhausen auf einer Anhöhe helle blinkende Lichter gewahr wurde.

Später beschrieb der Beobachter, das, was er gesehen hatte, so: „Auf einmal sah ich in der rechten Seite des Wegs, in der Tiefe, eine Art von wundersam erleuchtetem Amphitheater. Es blinkten nämlich in einem trichterförmigen Raum unzählige Lichtchen stufenweise über einander, und leuchteten so lebhaft, dass das Auge davon geblendet wurde. Was aber den Blick noch mehr verwirrte, war, dass sie nicht etwa stillsaßen, sondern hin und wieder hüpften, sowohl von oben nach unten als umgekehrt und nach allen Seiten. Die meisten jedoch blieben ruhig und flimmerten fort. Nur höchst ungern ließ ich mich von diesem Schauspiel abrufen, das ich genauer zu beobachten gewünscht hätte.“

UFO-Alarm in Deutschland?

  

Was hatte der junge Mann in dieser nassen und dunklen Herbstnacht gesehen? Könnte es sich um ein Unbekanntes Flugobjekt (UFO) handeln, das aus dem Weltraum gekommen und auf der Erde gelandet war, mit Außerirdischen an Bord?

Eine Frage, die auf viele Menschen verwegen wirkt, als Ausdruck einer überschießenden Fantasie oder von Verschwörungstheorien. Aber der junge Mann, der diese Beobachtung machte, war kein Spinner oder früher Verschwörungstheoretiker. Er hieß Johann Wolfgang von Goethe und sollte später als Autor des „Faust“ oder des „Werther“ und vieler anderer Werke zu Weltruhm gelangen.

Hatte Goethe einfach zu viel Fantasie?

Seine Beobachtung schilderte er zehn Jahre später in seinem Werk „Dichtung und Wahrheit“. Bis heute ist nicht klar, wie groß der Anteil an Dichtung und Wahrheit bei diesem Bericht ist. Hatte der junge Goethe irgendeine ganz normale, natürliche Lichterscheinung gesehen? War er einer optischen Täuschung erlegen? Oder war er tatsächlich auf Aliens gestoßen, die der Erde einen nächtlichen Besuch abstatteten?

Er selbst konnte sich das Gesehene nicht erklären. Doch zwei Merkmale seines Berichts lassen aufhorchen: Der Eindruck, es habe sich um eine Art „Amphitheater“ gehandelt – denn diese Form entspricht in etwa jenen runden fliegenden Untertassen, die bis heute immer wieder Menschen überall auf der Welt gesichtet haben wollen. Und die blinkenden Lichter – denn als Goethe 1765 seine Beobachtung machte, gab es noch keinen elektrischen Strom. Die blinkenden Lichter könnten aber darauf hindeuten, dass sie von eben solchem Strom erzeugt worden seien.

UFO-Beobachtung in Deutschland: Viel Luft nach oben

Diese Episode aus Goethes Leben schildert der Journalist Andreas Müller in seinem Buch „Deutschlands UFO-Akten.“ Es geht Müller nicht um den Nachweis, dass es UFOs wirklich gibt und wir längst regelmäßig Besuch von Außerirdischen bekommen. Auch wenn der Autor, Betreiber eines Blogs über Grenzwissenschaften, sicher zu dieser These neigt, so geht es in seinem Buch um die Behandlung solcher angeblicher oder tatsächlicher UFO-Sichtungen durch die offizielle Politik und die Behörden, nicht um den Beweis ihrer Existenz. Und da gibt, so Müllers Auffassung, noch viel Luft nach oben.

Denn anders als in anderen Ländern wie den USA und Frankreich existiert hierzulande keine Behörde, die sich zentral um Berichte über UFO-Sichtungen kümmert. Die US-Regierung hat im Sommer 2021 einen Bericht über 143 Sichtungen veröffentlicht, von denen bis auf einen alle ungeklärt sind.

 

Inzwischen hat sie angekündigt, eine eigenständige Behörde zur UFO-Beobachtung einzurichten. Und während bei uns die Medien seit Jahrzehnten oft schmunzelnd über solche angeblichen Sichtungen berichten, werden, so Müller auf seinem Blog, in 27 Ländern weltweit UFO-Phänomene wissenschaftlich untersucht. Die neue Bundesregierung wolle die bisherige Position der offiziellen deutschen Politik offenbar nicht ändern, ergab eine Nachfrage Müllers.

DDR: Keine Angst vor Aliens

Klassenübergreifend waren sich die westdeutschen Behörden übrigens mit denen der früheren DDR in diesem Punkt einig: Man sah und sieht kein Thema für die Behörden.

Das sozialistische Gesellschafts- und Wirtschaftssystem der DDR sollte auf streng wissenschaftlichen Erkenntnissen aufgebaut werden, da galten UFO-Sichtungen, über die die West-Medien berichteten, als Ausbund wirrer Fantasien, die zwangsläufig bei Menschen, die im verpönten Kapitalismus lebten, entstehen mussten.

Zwar legte die Staatssicherheit Akten über Unbekannte Flugobjekte an, doch dabei handelte es sich um Beobachtungen zu angeblichen illegalen Grenzüberschreitungen westlicher Organe unter Einsatz neuester Flugtechnik. Die DDR-Oberen hatten Angst vor dem Klassenfeind, nicht vor Außerirdischen.

Im Westen indes kam es immer mal wieder zu Sichtungen. Mal wurden sie von Piloten der Lufthansa oder von Mitarbeitern der Flugsicherung an Flughäfen gemeldet, mal von Wachposten an den Grenzübergängen und natürlich von ganz normalen Bürgern, die eine ungewöhnliche Beobachtung am nächtlichen Himmel gemacht hatten, beziehungsweise gemacht haben wollten.

Die älteste deutsche Akte stammt von 1826

Zu einer gezielten Sammlung oder gar Auswertung solcher Berichte durch die Behörden kam es in Deutschland nie. Wenn überhaupt, wurden sie dezentral gesammelt, bei den lokalen Polizeibehörden, denen ein solcher Vorfall gemeldet wurde, beispielsweise. Und das, obwohl eine erste Akte über eine angebliche UFO-Sichtung bereits im Jahr 1826 angelegt wurde.

Damals wollte ein Zeuge an einem sonnigen Sommertag im Waldgebiet Auf dem Ratspfuhl (heute ein Teil Saarbrückens) ein merkwürdiges Objekt gesehen haben, das eine Weile in kleiner Höhe vor ihm geschwebt und dann mit lautem Donner und Getöse verschwunden sei. Ein Landrat legte dazu eine Akte an – die älteste offizielle Akte zu einer UFO-Sichtung Deutschlands. Leider ist sie verschollen, aber über den Vorfall wissen wir dennoch Bescheid, weil ein Chronist ihn kurz danach für eine renommierte wissenschaftliche Publikation festhielt.

Angebliche UFO-Sichtungen gab es wie an vielen Orten der Welt auch in Deutschland immer wieder, wobei ihre Zahl in Zeiten, in denen erfolgreiche Science-Fiction-Filme in den Kinos liefen, regelmäßig anstieg. Zu einer spektakulären Sichtung kam es im August 1990 in der Nähe der Kleinstadt Sassnitz in Mecklenburg-Vorpommern. Damals waren am Himmel mehrere Lichtphänomene zu sehen, die Beobachter auf Fotos festhielten.

Für die Vermutung, dass es sich dabei um militärische Objekte gehandelt habe, könnte, gibt es keine Bestätigung. Auf Nachforschungen privater UFO-Forscher erklärten sowjetische, schwedische, polnische und tschechoslowakische Militärstellen, dass sie in der Region nicht aktiv gewesen seien.

Autor: Mehr Beobachtung nötig

Sicher sind solche Aussagen mit Skepsis zu bewerten und UFO-Forscher halten es seitdem für möglich, dass es sich um außerirdische Flugobjekte gehandelt haben könnte. Irgendeinen Beweis konnten sie für ihre Behauptung nicht vorlegen. In irgendwelche offiziellen Akten deutscher Behörden wurde die Erscheinung nicht festgehalten, wie so viele andere vergleichbare auch nicht. Zeit, das zu ändern, findet der Journalist Andreas Müller.

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