Die kroatische Adria ist derzeit eines der beliebtesten Reiseziele am Mittelmeer – nicht nur bei Deutschen und Österreichern, auch aus Übersee strömen immer mehr Touristen an die Kiesstrände mit dem glasklaren, tiefblauen Wasser. Zur Ferienzeit suchen die Gäste derzeit Erfrischung, zumal die Temperaturen rekordverdächtig hoch sind.
Doch im Meer konnte vor kurzem von Erfrischung keine Rede sein: Das Thermometer erreichte in der Adria vor Dubrovnik Temperaturen von fast 30 Grad – ein Rekordwert, der auf den Klimawandel hindeutet.
Doch am Wochenende fiel die Erfrischung bei den Badegästen doch zu deutlich aus: „Vor vier Tagen war das Wasser auf Pelješac lauwarm und gestern und heute kalt. Der Wind weht, aber die Wellen sind mäßig“, informiert ein Leser die Redaktion von vecernji.hr über die Lage auf der Halbinsel Pelješac in Mitteldalmatien.
Temperatur-Chaos an der Adria: Nach Hitzerekord ist das Mittelmeer auf einmal nur noch 19 grad warm
Nach Angaben des Staatlichen Hydrometeorologischen Instituts (DHMZ) betrug die Meerestemperatur am Freitag (26. Juli) früh um sieben Uhr außerordentlich frische 19,1 Grad Celsius.
Eine Woche zuvor waren vor Dubrovnik 29,7 Grad im Meer gemessen worden – das ist ein Unterschied von 10,6 Grad. Bis elf Uhr stieg das Thermometer nur auf 19,6 Grad und knackte nicht einmal die 20-Grad-Marke. Das ist den meisten Badetouristen eindeutig zu kalt.
Ivica Vilibić vom nationalen Ruđer-Bošković-Forschungsinstitut versucht gegenüber vecernji.hr eine Erklärung, ein Sturm könne die Oberflächentemperatur des Meeres dramatisch beeinflussen:
„Wenn im Sommer ein etwas stärkerer Sturm weht, dann kommt es zu dem Phänomen Upwelling, bei dem der Sturm das Oberflächenwasser Richtung offenes Meer drückt, und das kältere Meereswasser steigt aus größeren Tiefen in Richtung Küste.“
Experten ringen um Erklärung für Temperatursturz im Mittelmeer – und sind sich nicht einig
Dieses Phänomen könne die Temperatur des Meeres an der Oberfläche erheblich senken. Tatsächlich habe es vor dem Temperatursturz starken Sturm gegeben.
„Der führte dazu, dass das wärmere Oberflächenwasser in Richtung der italienischen Küste trieb“, erklärt Vilibić weiter. „Dies kommt im Sommer regelmäßig vor und nach einer Hitzewelle oder einer normalen Sommerperiode dauert es mehrere Tage, bis das Meer wieder seine normale Temperatur erreicht.“
Andererseits zeigt sich Natalija Dumić vom Institut für Ozeanographie und Fischerei in Split dem Portal gegenüber überrascht, sie stimmt Vilibić nicht zu, dass der Temperatursturz durch den Sturm beeinflusst wurde, da derzeit nicht so viel kalter Wind an der Küste wehe.
„Diese Zahl kommt mir auch seltsam vor, aber ich würde noch keine Schlussfolgerung ziehen, bis die Kontinuität des Temperaturabfalls bestätigt ist“, so Dumić.
Forscher wollen dem Adria-Temperatursturz auf den Grund gehen
Das Hydrometeorologische Institut DHMZ will die Daten noch einmal überprüfen, da man ebenfalls von einem so plötzlichen Temperaturabfall überrascht war: „Weitere Analysen und ein anschließender Bericht über mögliche Ursachen und Bestätigung dieses Phänomens werden erwartet.“ Immerhin: Am Donnerstag hatte die Meerestemperatur wieder 23 Grad erreicht.