94.000 Hektar unter Wasser: „Geistersee“ nach 130 Jahren zurückgekehrt (Video)

Im kalifornischen San Joaquin Valley stehen etwa 94.000 Hektar Ackerland unter Wasser – das entspricht einer Fläche von rund 140.000 Fußballfeldern. Was nach einer tragischen Umweltkatastrophe klingt, entpuppt sich als seltenes Naturschauspiel.

Nach über 130 Jahren kehrte der Tulare Lake zurück. Besonders kurios: Der einst größte Süßwassersee westlich des Mississippi ist schon öfter verschwunden und wieder aufgetaucht. Daher der Name „Geistersee“.

Normalerweise ist es andersherum: Aufgrund der anhaltenden Dürre und Hitze im Sommer, ist etwa ein verschollenes Urlaubsparadies wieder aufgetaucht.

Das „Atlantis“ von Argentinien wurde in diesem Jahr zum Hotspot für Touristinnen und Touristen. Nur kurze Zeit davor hat die extreme Dürre in Griechenland ein versunkenes Dorf freigelegt.

„Geistersee“ wieder aufgetaucht: Eine Geschichte von Landraub und Unterdrückung
Vivian Underhill, eine ehemalige Forscherin der Northeastern University, hat das Phänomen untersucht. Den Northeastern Global News erklärte sie, der indigene Stamm der Tachi Yokut habe den See „Pa‘ashi“ genannt.

Dieser sei zentraler Bestandteil ihres Lebens sowie Kultur gewesen. Doch dann ließ der Staat den „Geistersee“ im Zuge der sogenannten „Reclamation“ trockenlegen, damit die Indigenen ihre Landansprüche vor Gericht nicht mehr geltend machen konnten.

Für die Trockenlegung waren Underhill zufolge weiße Siedler zuständig, die danach Teile des ursprünglich indigenen Landes als Eigentum zugesprochen bekamen. Es habe für sie also einen großen Anreiz gegeben. „Es war ein zutiefst siedlungskoloniales Projekt, das in Schüben ablief“, so die ehemalige Forscherin.

Nachdem das Wasser des Tulare Lake zur Bewässerung der Trockengebiete verwendet wurde, verschwand der See im Jahr 1890 schließlich vollständig.

Welle der Zerstörung: „Geistersee“ überschwemmt Ackerland und Häuser

2023 erwachte der „Geistersee“ aufgrund von massiven Wirbelstürmen und der Schneeschmelze der Sierra Nevada erneut zum Leben. Seitdem kämpft sich der See zurück, mittlerweile steht ein riesiger Landstrich unter Wasser, Enten und Frösche siedeln wieder an.

Laut der US-Zeitung New York Post ist es seit 1890 das fünfte Mal, dass er wieder auftaucht. „Das Abfluss- und Überschwemmungsmuster ist fast zyklisch und könnte bedeuten, dass er bald wieder verschwindet“, heißt es. Laut einem Bericht des Portals earth.com könne es Jahre dauern, bis der See wieder vollständig verschwunden ist.

Auch Underhill geht davon aus, dass der „Geistersee“ für etwa zwei Jahre bestehen bleiben wird – obwohl bereits seit längerem Bemühungen im Gange sind, den Tulare Lake trocken zu legen.

Denn während seine Rückkehr für die Tachi Yokut eine „unglaublich kraftvolle und spirituelle Erfahrung“ gewesen sei, stehen die heutigen Landbesitzerinnen und -besitzer vor einer riesigen Fläche zerstörtem Ackerland, erklärt die ehemalige Forscherin. Teils wurden auch Häuser überschwemmt.

„Das war eigentlich keine Überschwemmung“: Forscherin spricht sich für Erhalt des Sees aus

„Die meisten Nachrichtenberichte über diese Zeit sprachen von einer Hochwasserkatastrophe. Und ich möchte die persönlichen und materiellen Verluste, die die Menschen erlitten haben, nicht außer Acht lassen“, führt die ehemalige Forscherin aus, „aber worüber nicht so viel gesprochen wurde, ist, dass es nicht nur eine Erfahrung des Verlustes war, sondern auch eine Erfahrung des Wiederauflebens.“

Als Beispiel nennt sie Rückkehr der heimischen Tierwelt wie Fische und Amphibien.

Underhill warnt: „Im Zuge des Klimawandels werden Überschwemmungen dieser Größenordnung immer häufiger auftreten.

An einem bestimmten Punkt sollte der Staat Kalifornien erkennen, dass der Tulare Lake erhalten bleiben will.“

Ihrer Meinung nach gebe es außerdem eine Menge wirtschaftlicher Vorteile, die durch seinen Verbleib erzielt werden können – Stichwort Wasserspeicherung. „Das war eigentlich keine Überschwemmung. Das ist ein See, der zurückkehrt.“

Video:

https://www.youtube.com/watch?v=H0PbTjrvYoE

3 Kommentare

  1. Underhill warnt: „Im Zuge des Klimawandels werden Überschwemmungen dieser Größenordnung immer häufiger auftreten.
    Hahaha, was hat das sporadische Auftauchen dieses Sees (seit 1890!) mit irgendeinem Klimawandel zu tun? Die Forscherin scheint sich selbst zu widersprechen oder hat sie das nur gesagt, um weitere Forschungsgelder zu erhalten?
    Übrigens gibt es im Südschwarzwald auch so einen See, nur viel kleiner und er taucht praktisch jedes Jahr auf und verschwindet. Manchmal fahren Touristen dorthin, und beschweren sich, dass da gar kein See sei. Der Eichner „See“ befindet sich (sporadisch) nahe einer der höchsten Stellen des Dinkelbergs, und dieser ca. 15 km lange, 10 km breite Hügel nahe Basel besteht aus Kalkstein, durchzogen von etlichen Höhlensystemen. Der Eichener See ist nicht besonders groß oder tief, taucht 2 oder 3 Mal im Jahr urplötzlich auf, um dann nach ein oder zwei Wochen wieder zu verschwinden. Normalerweise befindet sich dort nur eine Senke und Wiese. Ein Zusammenhang mit Regenfällen ist nicht feststellbar. Wo das Wasser herkommt, und wieso es ab und zu aufsteigt, weiß man trotz einiger Forschungen nicht.

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