Aktenzeichen ungelöst: Das mysteriöse Brummen von Hille

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Seit Jahren hört Karin Ressel in ihrem Haus in Hille im Kreis Minden-Lübbecke ein Geräusch, als ob jemand weit entfernt an einem Heizungsrohr rütteln würde.

Täglich kämpft sie einen aussichtslosen Kampf gegen ein Brummen, das außer ihr fast keiner hört. Übertreibt die 70-Jährige nur? Oder brummt es wirklich in Hille?

Ein Fachwerkhaus in der ostwestfälischen Prärie. Ein paar Felder, ein Traktor und ganz viel Nichts. Hier wohnt, wer vom Leben lieber in Ruhe gelassen werden möchte.

Karin Ressel sitzt auf einem geplüschten Ohrensessel im Wohnzimmer. An Tagen, an denen sie es nicht mehr aushält, sitzt sie häufiger hier. Dann schaltet sie das Radio an oder steckt sich, so wie heute, eine Kugel Watte in die Ohren. Doch meistens hilft selbst das nicht.

Brrm. Brrm. Es ist wieder da. Nicht für ungeübte Normalo-Ohren, aber für die von Karin Ressel. Tief, gleichförmig, penetrant. „Wenn ich morgens aufwache, höre ich das Brummen. Tagsüber ist es da, nachts ist es da. Es ist immer da.“

Seit mindestens fünf Jahren gehe das so, behauptet die 70-Jährige. Seit dem Tag, als das Geräuschdrama seinen Anfang nahm. Ihr Zuhause hat Ressel deshalb einmal auf den Kopf gestellt.

Die Heizungspumpe überprüft, den Strom abgestellt, die Glühbirnen ausgetauscht. Ohne Erfolg. Denn hinter Ressels Ohren brummt es weiter. Aber wo kommt es her?

Menschen wie Karin Ressel, die Töne hören, die andere nicht hören, haben ein großes Problem: ein Glaubwürdigkeitsproblem. Denn weil sich ihre Erzählungen häufig nur schwer oder gar nicht überprüfen lassen, werden sie trotz ihres Leidensdrucks häufig als Wichtigtuer oder Simulanten abgestempelt.

Dabei haben verschiedene internationale Studien nachgewiesen, dass rund zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung für Brummtöne im sogenannten niedrigfrequenten Bereich anfällig sind, auch als Brummton-Phänomen bekannt. Betroffene klagen häufig über Schlafstörungen, Herzrasen oder Kopfschmerzen.

Im Internet gibt es große Gemeinschaften, in denen sich Betroffene über die merkwürdigen Geräuschphänomene austauschen. Im österreichischen Brummton-Hotspot Deutschlandsberg schlossen sich vor kurzem sogar mehrere Einwohner zu einer Bürgerinitiative zusammen, um gemeinsam den Grund für die Geräuschepidemie ausfindig zu machen.

Bislang jedoch noch ohne Erfolg. Denn die Suche nach den Ursachen für die Brummtöne gestaltet sich notorisch schwierig.

Gründe können ein unentdeckter Tinnitus im Ohr oder psychosomatische Störungen sein. Manchmal sind es aber auch Leitungen unter der Erde, Schwingungen im Stromnetz oder die Wärmepumpe des Nachbarn, erzählt Messtechnik-Experte Thomas Utpatel aus Minden.

 

Der genaue Grund ist häufig nur mit speziellem Messgerät zu ermitteln. Und das kostet richtig Geld. Oft zu viel Geld für die Brummton-Betroffenen.

„Kommen Sie mal mit! Ich zeig Ihnen was“, sagt Ressel noch und steigt in ihr Auto. Es geht in ein Wohngebiet, etwa einen Kilometer entfernt. Vor einem betongrauen Stromverteiler endet ihre Fahrt. Argwöhnisch umkreist die 70-Jährige den unförmigen Klotz, lauscht mit den Ohren.

Ist der unscheinbare Stromverteiler tatsächlich das Corpus Delicti? Dann schüttelt Ressel mit dem Kopf. Das subversive Geräusch ist da, aber es ist ein anderes als in ihrer Wohnung, viel höher, weniger nervtötend.

Brrm. Brrm. Karin Ressel denkt nicht ans Aufgeben. Mut machen ihr die rund 60 Briefe von weiteren Betroffenen aus der Gegend, die in den vergangenen Wochen und Monaten bei ihr im Briefkasten gelandet sind. Leidensberichte einer Hiller Kindergärtnerin, die sich wegen des mysteriösen Brummens kaum auf ihre Arbeit konzentrieren kann.

Ein älteres Ehepaar, das das Brummen nicht mehr einschlafen lässt. Und die eine lauwarme Spur, die Ressel noch hat.

Der 18. Februar dieses Jahres. Ein stinknormaler Dienstag. Aber nicht in Hille. „Den ganzen Tag über war das Geräusch nicht zu hören. Und am nächsten Morgen war es wieder da“, erzählt sie.

Was genau an diesem Tag anders gewesen sein könnte, als an allen anderen zuvor und danach, weiß niemand. Auch Karin Ressel nicht. Womöglich wird sie es auch niemals erfahren. Und trotzdem wird sie weiter suchen. Bis es in ihrem Zuhause aufhört, zu brummen.

Kommentare

4 Antworten zu „Aktenzeichen ungelöst: Das mysteriöse Brummen von Hille“

  1. Avatar von Roland
    Roland

    Vielleicht sollte die Dame ihren Vibrator ausschalten?🤔

  2. Avatar von Jeronimo
    Jeronimo

    Wenn die Frequenz unter 15 Hz ist, greift keine Lärmschutzverordnung.
    Wenn eine Frequenz unter 15 Hz ist, sind Lautstärken von 200 dB erlaubt, was 200 dB sind, kann jeder selbst nachlesen.
    So ein Brummen bei 10 Hz , doch bei 200 dB hört man 50 Kilometer weit, wie gesagt da greift keine Lärmschutzverordnung.
    Motoren werden heute nicht mehr schallgedämmt, sondern man verändert nur die Frequenz auf unter 15 Hz auf unter Hörschwelle.
    Der Bevölkerung erzählt man eine Geschichte von Aliens und Raumschiffen.
    Denn das Volk glaubt einfach alles.

  3. Avatar von Jeronimo
    Jeronimo

    Roland,
    dein Mitgefühl für Menschen lässt manchmal sehr zu wünschen übrig,
    aber Hauptsache du rettest jeden Tag einen Regenwurm.

  4. Avatar von Veritas
    Veritas

    Das Brummen ist ein weltumspannendes Phänomen, welches sehr wenige Menschen wahrnehmen, manchmal nur eine Person in einem Haushalt und die andern nicht. Mit einem ultrasensiblen kostspieligen Detektivgerät können die Brummtöne nicht aufgezeichnet werden. Das Brummen umfasst diverse Programme zur körperlichen, mentalen und psychischen, natürlich auch spirituellen Beeinflussung der Menschen, welche Hochsensitive unterscheiden können. Die Besendungen können bis zu körperlichen Schmerzen oder etwa einem Knacken in der Wohnung führen, sogar bis zum Zerspringen von dünnem Glas.
    Das Problem wird unter dem Deckel gehalten wie anderes auch.
    https://www.derbund.ch/das-mysterioese-brummen-das-einem-dorf-den-schlaf-raubt-813000422677
    https://www.bundestag.de/resource/blob/407246/a7c46e8ab241894bf29c3c85c0ee96f5/WF-VIII-G-053-02-pdf.pdf

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