Baden-Württemberg ist vielleicht nicht die erste Region, die einem bei Vulkanen in den Sinn kommt. Dennoch gibt es dort beeindruckende vulkanische Überreste wie den Kaiserstuhl bei Freiburg oder den Hohentwiel im Hegau.
Weniger bekannt ist ein Vulkan, der sich direkt vor der Haustür der Landeshauptstadt Stuttgart versteckt: der nördlichste Vulkanschlot des sogenannten „Urach-Kirchheimer Vulkanfelds“ in Ostfildern-Scharnhausen.
Titelbild: Der Jusiberg ist das Überbleibsel des größten Vulkanschlots des Schwäbischen Vulkans
Wer heute über die sanften Hügel der Schwäbischen Alb spaziert, kann sich kaum vorstellen, dass diese Gegend einst ein „Hot Spot“ vulkanischer Aktivität war. Vor etwa 18 Millionen Jahren, während des Tertiärs, brodelte und spuckte die Erde hier wie in den heutigen Vulkanregionen Island oder Hawaii.
Auf der Schwäbischen Alb sind rund 350 Vulkanschlote dokumentiert. Zwar trat bei ihnen vermutlich nicht viel Lava aus, doch wenn heißes Magma auf Grundwasser traf, verwandelte sich dieses schlagartig in Dampf, was zu heftigen Explosionen führte.
Dr. Günter Schweigert, Paläontologe am Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart: „Im Fall des Scharnhauser Vulkans kam es wie im Fall der allermeisten Vulkane der Schwäbischen Alb zu sogenannten phreato-magmatischen Explosionen beim Kontakt des Magmas mit Grundwasser.“
Der Scharnhauser Vulkan ist für das ungeübte Auge kaum erkennbar
Auch in Sachen Größe gibt es eine Übereinstimmung. Zwar formten die beschriebenen Kräfte auf der Schwäbischen Alb sowohl riesige Trichter wie das Randecker Maar mit 1,2 Kilometer Durchmesser als auch gewaltige Vulkanberge wie den 673 Meter hohen Jusiberg. Doch solche Monster sind Ausnahmen. Die meisten Vulkane der Alb, so Schweigert, seien ähnlich klein wie ihr Scharnhauser Verwandter.
Der Scharnhauser Vulkanschlot ist für das ungeübte Auge kaum erkennbar. Doch Geologen identifizieren die kreisförmige Fläche mit einem Durchmesser von etwa 150 Metern als vulkanisches Tuffgestein, das sich deutlich vom umgebenden Keuper-Gestein abhebt.
Obwohl der Schlot auf Laien unscheinbar wirkt, ist er ein faszinierender Beweis für die explosive Vergangenheit nicht nur der Schwäbischen Alb, sondern auch des Stuttgarter Umlands. Das Scharnhauser Exemplar gilt als Naturdenkmal.
Die schwäbischen Vulkane waren etwa sechs Millionen Jahre lang aktiv, bis vor ungefähr 12 Millionen Jahren. Im Gegensatz dazu wüteten die Feuerberge in der Eifel noch bis vor etwa 11.000 Jahren. Seitdem schweigen die Vulkane in Deutschland.
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