Der Supervulkan der Phlegräischen Felder im Süden Italiens hat vor Tausenden von Jahren eine Region mit einem Durchmesser von 80 Kilometern in eine Todeszone verwandelt, in der heute über 3,5 Millionen Menschen leben – und das nicht zum ersten Mal.
Seit drei Jahren sorgen Erdbeben und ein sich hebendes Bodenprofil für Angst davor, dass der riesige Krater wieder ausbrechen könnte.
In den Phlegräischen Feldern sorgt seit drei Tagen eine neue Dauerserie von Erdbeben, die einfach nicht aufhören will, für Sorgenfalten. Allein am Sonntag (12. Oktober) wurden bis zum Nachmittag innerhalb von 24 Stunden 58 Erdstöße gemessen. Am Freitag waren es 33, am Samstag 51 registrierte Erdbeben – das ist wie ein Trommelfeuer.
Zwar war die Stärke dieser Erschütterungen mit bis zu 2,5 nicht außerordentlich stark, doch niemand weiß, ob sie nicht die Vorboten eines heftigen Bebens seien könnten. In den vergangenen Jahren ereigneten sich die Bebenserien im Abstand von rund neun Monaten, wobei die Erdstöße immer heftiger wurden.
Im vorigen Jahr hatte das schwerste Beben eine Magnitude von 4,4, dieses Jahr von 4,6. Experten erwarteten ein Beben mit einer Magnitude von 5. Mit jeder Stufe wird ein Beben 32 Mal heftiger.
Die Temperaturkurve zeigt, wie sich die Solfatara aufheizt.
Das laufende Jahr 2025 ist ein Rekordjahr in Bezug auf die Erdbebentätigkeit der Campi Flegrei. Das nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) hat bis Sonntagnachmittag bereits 5212 Erdbeben gezählt, das sind deutlich mehr als 2024, als im gesamten Jahr 5191 Erschütterungen registriert wurden. Im Jahr 2021 waren es 1157 Beben.
Die freigesetzte Gesamtenergie der Beben beträgt mit 408 Prozent mittlerweile fast das Vierfache der letzten Bebenkrise in den Jahren 1983 und 1984, als Teile der Hafenstadt Pozzuoli evakuiert wurden.
Auch die Hebegeschwindigkeit, die vorübergehend pausiert hatte, ist wieder gestiegen. Innerhalb einer Woche stieg das Niveau in Pozzuoli um einen halben Zentimeter an, was auf den Monat gerechnet zwei Zentimeter wären. Im Frühjahr waren es 1,5 Zentimeter im Durchschnitt.
Besorgniserregend ist auch die Zunahme des Kohlendioxid-Ausstoßes: 5800 Tonnen CO₂ wurden zuletzt im Gebiet der Thermalquellen von Pisciarelli am Fuß des Vulkankraters der Solfatara gemessen, im Mai waren es noch zwischen 4000 und 5000 Tonnen.
Auch die Temperatur an den heißen Quellen dort steigt: Während Anfang 2023 noch 161 Grad gemessen wurden, sind es mittlerweile 166 Grad. In den sozialen Netzwerken wird die Angst immer größer:
„Wir müssen weg. Früher oder später wird es passieren“, schreibt ein User bei Facebook. „Ich hab es gespürt, ich hab Angst“, schreibt eine Userin. Viele berichten von einem „andauernden Zittern“.
Für Aufsehen sorgte jüngst die Bildung von Blasen im Asphalt der Straße Via Antiniana nahe des Solfatarakraters. Eine Woche zuvor hatten eine Bebenserie mit Erdstößen einer Stärke von bis zu 3,3 die Menschen mitten in der Nacht auf die Straßen getrieben, viele schliefen in ihren Autos.
Ein Forscher hat jüngst davor gewarnt, dass man sich auf einen Ausbruch der Phlegräischen Felder vorbereiten sollte.
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