Blutrünstige Chupacabras nun auch in Russland

Der Chupacabra ist in Südamerika so etwas wie eine lebende Legende. Räudiger Köter oder Alien? Und warum saugt es seinen Opfern das Blut aus? Seit seinem ersten Erscheinen Mitte der 1990er Jahren in Puerto Rico wird die unheimliche Kreatur seit ein paar Jahren auch auf anderen Kontinent gesichtet.

Inzwischen hat diese Legende sogar Russland erreicht. Auch dort werden seit 2005 Chupacabras gesichtet. Ist der Chupacabra nur das Produkt sensationsgieriger Medien oder tatsächlich eine Wesenheit, von der wir bis heute nichts wissen?

Zum ersten Mal schlug das Monster 1995 im lateinamerikanischen Puerto Rico zu. Nachdem man dort ein halbes Dutzend toter Schafe, Ziegen, Hühner und Katzen fand, die geheimnisvolle Bisswunden am Hals trugen und nahezu blutleer waren, stand für die Anwohner fest, dass hier etwas Unheimliches geschehen sein muss.

Ein Vampir, ein Monster oder Außerirdische? Ein besorgter Bürgermeister einer Gemeinde in Puerto Rico sprach von einem unheimlichen Monster, dass bald schon seinen Namen erhalten sollte: El Chupacaba, der Ziegensauger.

Das US Wissenschaftsmagazin Live Science will später herausgefunden haben, dass es offenbar eine gewisse Madelyne Tolentino war, die die Legende aus der Taufe hob, als sie behauptet hat, einem Wesen mit dunklen Augen, langen Gliedmaßen und Stacheln auf dem Rücken begegnet zu sein.

Später aber hat sich herausgestellt, dass Tolentino die Geschichte offenbar nur erfand, weil sie kurz zuvor den Science Fiction Thriller Species sah und einfach das in dem Film gezeigte Monster beschrieb.

Wie das aber so mit Mythen und Legenden, ist der Geist erstmal aus der Flasche, kriegt man ihn nicht wieder hinein. So oder ähnlich dürfte es sich auch mit dem Ziegensauger sein. Ein modernes Märchen eben. Will man zumindest glauben.

Auf der anderen Seite tauchen immer wieder Berichte und Zeichnungen alter Kulturen auf, in denen ähnliche Fabelwesen beschrieben und dargestellt werden. Auch die Maya berichten von einem solchen Wesen: Camazotz. Ein Wesen, das die Form einer Fledermaus hat und sich unter tags in eine Statue verwandeln konnte.

Der Chupacabra scheint seinen Siegeszug um den Globus angetreten zu haben, wenn man den Berichten Glauben schenken mag, hat er es sogar schon bis weit ins kalte Russland geschafft. An einem dunklen kalten Novembertag 2020 fand in dem kleinen Dorf Alekseevsky in der autonomen russischen Republik Mari El ein Kaninchenzüchter 13 seiner insgesamt 15 Tiere verendet in einer riesigen Blutlache.

Die Kreatur kam durch die Wand

Der Stall war verschlossen. Der Besitzer glaubt, dass eine blutrünstige Kreatur durch die Wand in den Stall einbrach. Bereits 2015 hat sich in dieser Region ein ähnlicher Vorfall ereignet. Bis heute konnte niemand ermitteln, wer oder was hinter der Sache steckt. In einer Mitteilung eines Einheimischen heißt es wörtlich:

„Ich möchte alle Einwohner von Udmurtien warnen, dass der Chupacabra aufgetaucht ist. Im Dorf Malaya Venya wurde in einer Woche alles Geflügel und Kaninchen in mehreren Häusern getötet. Unsere waren im Stall eingesperrt. Und am nächsten Morgen starben sie ebenso wie die unserer Nachbarn.“

 

Die Ehefrau des Besitzers der Tiere bat sogar den Bürgermeister der Region, Alexander Brechalov, um Mithilfe und darum, das Thema ernst zu nehmen. Allerdings scheinen viele der Anwohner bis heute nicht verstanden zu haben, was ein Chupacabra ist .

Auch Brechalov musste anfangs zugeben, noch nie etwas von einem derartigen Wesen gehört zu haben. Im Juni dieses Jahres nahm das Phänomen schließlich in dem kleinen Dorf Kuzeevo in der Region Buzdayaksky in Baschkortostan seinen Lauf.

Auch hier riss ein offenbar ausgesprochen aggressives blutrünstiges Tier mit stechend roten Augen und Zähnen wie ein Vampir nachts in Ställen Geflügel und Kaninchen regelrecht in Stücke. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich bereits im September vor einem Jahr in Blagoweschtschensk. Schnell sprachen auch hier die Anwohner von einem Chupacabra.

Chupacabras werden als etwa 1,5 Meter groß beschrieben. Auf dem Rücken sollen sie Stacheln tragen, die sie nach Bedarf einziehen können. Ähnlich wie ein Chamäleon sollen sie außerdem dazu in der Lage sein, ihre Farbe zu wechseln, um sich etwa dem Hintergrund anzupassen zu können.

Zahlreiche vermeintliche Augenzeugen beschreiben die Kreatur oft auch als außerirdisch, mit großem Kopf  und großen Augen. Andere wieder sehen in dem Wesen ein Art Kojote. Besonders durch die Boulevard-Presse Lateinamerikas erlangte die Kreatur rasch große Berühmtheit unter der einheimischen Bevölkerung.

Genährt wurde die Legende in der Vergangenheit nicht zuletzt aufgrund von Sichtungen grotesker Tiere in einigen Gebieten der Vereinigten Staaten. Seltsame Vierbeiner von der Größe kleiner bis mittelgroßer Hunde waren das. Nahezu komplett haarlos mit bläulich grauer runzliger Haut, dazu einen langen dünnen Schwanz.

Einige Tiere wurden fotografiert, andere in eine Falle gelockt oder erschossen. Anschließend titelte die Boulevardpresse, dass es endlich gelungen sei, Beweise für die Existenz von Chupacabras gefunden zu haben.

Die Bestie war bläulich grau und haarlos

Später hat sich aber herausgestellt, dass es sich bei den meisten Tieren um Füchse, Kojoten und wilde Hunde gehandelt hat, deren Haut von der Räudemilbe zerfressen wurde, weshalb sie keine Haare mehr hatten.

2005 behauptete ein texanischer Farmer einen Chupacabra in eine Falle gelockt und getötet zu haben. Der Kadaver des Tieres soll anschließend zur Untersuchung in das Texas Parks and Wildlife Departement gebracht worden sein, doch den Mitarbeitern vor Ort war nichts davon bekannt. Der Kadaver entpuppte sich schließlich als präparierter Kojote.

Zwei Jahre später sichtete die texanische Farmerin Phylis Canion in der Nähe ihrer Ranch drei herumstreunende Tiere, die sie als bläulich grau und haarlos beschrieb. Canion machte die Kreaturen für ein Dutzend toter Hühner in der Region verantwortlich.

Eines Tages fand die Farmerin einen Kadaver eines dieser Tiere am Straßenrand. Eine DNA Analyse hat ergeben, dass es ein Hybride zwischen Kojote und mexikanischer Wolf war, der sein Haar ebenfalls an die Räudemilbe verlor.

Ungewöhnliche Hunderassen gibt es in Süd – und Mittelamerika eine ganze Menge. Mit extrem kurzen Fell, manchmal auch nackt. Manche davon sehe aus wie eine bunte Mischung aus Hyäne, afrikanischer Wildhund, Chihuahua und Erdferkel.

Zurück nach Russland. Im Januar 2014 untersuchten Jäger in der Stadt Beloomut, rund 150 Kilometer südlich von Moskau, einen Vorfall, bei dem 60 Schafe getötet wurden. Einheimische behaupteten gegenüber Reportern lokaler Medien, einen Chupacabra gesehen zu haben.

Jäger aber machten streunende Haushunde für den Tod der Tiere verantwortlich. Später dann veröffentlichte das Landwirtschaftsministerium sogar eine Stellungnahme zu dem Vorfall, in dem es wörtlich heißt, dass man die Existenz von Märchenwesen in der Region ausschließen könne.

Verschwörungstheoretiker behaupten oft und gerne, dass der Ziegenvampir mit einem UFO auf die Erde gebracht wurde und deshalb überall auf der Welt sein Unwesen treiben kann.

Andere wieder wollen wissen, dass das Wesen zusammen mit anderen seltsamen Kreaturen, die von Zeit zu Zeit immer wieder mal auf der ganzen Welt auftauchen, dass leidvolle Ergebnis eines missglückten genetischen Experiments sei.

Laut der mittlerweile schwer erreichbaren oder offenbar schon gelöschten Seite Animal Planet sollen chilenische Medien im Jahre 2000 behauptet haben, dass die US Weltraumbehörde NASA den Chupacabra erschaffen habe. Die NASA hat die Behauptung entschieden zurückgewiesen.

Laut der Website Kryptozoologie wurden allein zwischen den Jahren 1995 und 2005 über 15.000 Fälle bekannt, in denen Chupacabras gesichtet wurden.

Wie Live Science berichtet, wurden alle Kadaver, die mit Chupacabras in Verbindung gebracht wurden, von Wissenschaftlern untersucht. In den meisten Fällen habe es sich laut Aussage der Experten um Hunde oder andere ähnliche Tierarten gehandelt, die aufgrund einer Hauterkrankung ihr Fell verloren haben.

Damit wären aber noch lange nicht die blutleeren Opfer der vermeintlichen Bestie erklärt. Dazu hat der Kryptozoologe Michael Schneider eine Theorie entwickelt, nach der es möglich ist, dass es nach dem Tod der Tiere zu einer plötzlich einsetzenden Gerinnung des Blutes kam, was auch erklären würde, weshalb an den Bisswunden kein Blut austrat.

Auch wenn das nur eine vage Erklärung für etwas ist, dass in den vergangenen Jahrzehnten offenbar zu einem Massen-Phänomen wurde, bleiben auch hier, wie so oft am Ende, mehr offene Fragen als Antworten.

Selbst Wissenschaftler kamen im Fall des Ziegenvampirs zu keinem wirklich befriedigenden Ergebnis. Auch die Universität von New Mexiko beschäftigte sich mit dem Phänomen Chupacabra. Der Bericht unter dem Titel Tracking the Chupacabra: The Vampire Beast in Fact, Fiction and Folklore zeigt, dass es offenbar keine eindeutigen Beweise dafür gibt, dass die Legende tatsächlich lebt.

Das eine Legende irgendwann seine Reise um die Welt antritt, ist in Zeiten von Smartphone und Co. tatsächlich keine Seltenheit. Nirgendwo auf der Welt ist die Zeit stehengeblieben. Auch nicht im kalten und fernen Russland.

Das Problem von Fabeln und Legenden aber ist, dass sie mit jeder Erzählung grösser und vor allem rätselhafter werden, so bleibt am Ende dieser Geschichte wohl nur das nüchterne Fazit: Was den Schotten Nessi ist, ist den Südamerikanern Chupacabra.

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