„In 30 Sekunden ist das ganze Dorf zerstört“: Schweiz fürchtet Felssturz und evakuiert komplette Gemeinde

Im kleinen Dorf Brienz am nordöstlichen Ufer des Brienzersees in der Schweiz steht eine der bislang größten Evakuierung des Landes an.

Bis Freitag (12. Mai) um 18 Uhr müssen zahlreiche Menschen das Dorf verlassen und in provisorische Unterkünfte gebracht werden. Grund für die Großräumung ist ein drohender Felssturz.

Wie der Srf berichtet, könnten in den nächsten ein bis drei Wochen große Mengen Gestein von einem Hang abrutschen oder abbrechen. Der Gemeindeführungsstab hat daher die Phase Orange ausgerufen und die Brienzer Bevölkerung am Dienstagabend (9. Mai) über die Evakuierung informiert.

„Uns ist bewusst, dass dieser Entscheid mit sehr vielen Emotionen verbunden ist“, so Gemeindepräsident Daniel Albertin laut der Neuen Zürichter Zeitung (NZZ) gegenüber des Dorfs.

Ab Freitagabend darf bis auf Weiteres niemand mehr in dem Dorf übernachten. Je nachdem, wie die Experten die Gefährdung am Samstag einschätzen, können die Bürger tagsüber nach Hause. Auch die Tiere in Brienz müssen angesichts des drohenden Felssturzes aus dem Dorf gebracht werden.

Der Transport des Großviehs wie Rindern und Schweine werde von der Gemeinde organisiert, gab Pascal Porchet vom Amt für Militär und Zivilschutz Graubünden nach Angaben des Srf bekannt.

Evakuierung in der Schweiz wegen Felssturz: Über dem Dorf befindet sich Felsbereich „Insel“

Brienz ist nicht das erste Schweizer Dorf, in dem ein Felssturz droht – in dem Bergdorf Kandersteg muss bereits seit Jahren mit dem Abbruch des „Spitzen Steins“ gerechnet werden.

Auch den Bewohnern von Brienz ist schon lange bekannt, dass der 1,9 Millionen Kubikmeter große Felsbereich namens „Insel“ oberhalb des Dorfes gefährlich ist und eine Räumung drohen könnte. Die „Insel“ bewegt sich unabhängig von dem Hang darunter und hat sich im vergangenen Jahr erheblich beschleunigt. Jetzt sei die Gefahr für einen Felssturz akut.

Das habe auch was mit der Wetterprognose zu tun, sagte Simon Löw, emeritierter Professor für Ingenieurgeologie an der Universität ETH Zürich, im Schweizer Fernsehen. Bis Sonntag (14. Mai) seien jeden Tag Niederschläge vorhergesagt – das könne die Rutschgeschwindigkeit deutlich erhöhen.

Nach Angaben der NZZ gehen Fachleute von einer 60-prozentigen Wahrscheinlichkeit aus, dass Felsbrocken auf das idyllische Dorf krachen. Nicht auszuschließen seien zudem Schuttströme sowie ein Bergrutsch, wie der Leiter des Frühwarndienstes, Stefan Schneider, erklärt.

„Das ist etwas, wobei mit einer Geschwindigkeit von 100 bis 200 Kilometern in der Stunde der Hang herab donnert, in 30 Sekunden im Dorf ist und das Dorf zerstört“, so Schneider.

Felssturz in der Schweiz: Bei Stufe Rot gilt Evakuierung für das Dorf auch tagsüber

Sobald die Fachleute mit einem Abbrechen der Felsbrocken in drei bis zehn Tagen rechnen, muss die Phase Rot ausgerufen werden. Dann dürfen die Bewohner von Brienz das Dorf auch tagsüber nicht mehr betreten. Auch eine Sofort-Evakuierung sei denkbar, so Schneider. „Sollte sich die Lage vor Freitagabend unerwartet schneller verschlechtern als erwartet, muss der Notnagel ‚Evakuation akut‘ ausgelöst werden.“

In diesem Fall werden die Bewohner mit einem Alarmsignal zum sofortigen Verlassen des Dorfes aufgefordert. Aktuell sind 85 Personen in Brienz gemeldet. Während der Evakuierung stellt die Gemeinde ein Möbellager zur Verfügung und unterstützt bei der Wohnungssuche, so Christian Gartmann, Mediensprecher der Gemeinde.

Wie gefährlich herabstürzende Felsmassen sein können, hat ein tragischer Unfall Anfang des Jahres gezeigt: Zwei Arbeiter kamen bei einem Felssturz in Österreich ums Leben.

6 Kommentare

  1. Übertrieben und hinterlistig.
    Geimpfte Podlings werden alles verliern.
    Mit Baggern könnte man ein Loch buddeln, zwischen Dorf und Berg, nah am Hang. Der Felsbrocken fällt da hineini und fertig ist die Laube.

  2. @Dr Shiwago
    Da fällt nicht ein einzelner Felsbrocken herab, sondern da donnert ein Erdrutsch, bestehend aus 1,9 Millionen Kubikmeter Fels, Schotter, Erde, alles vermischt mit Schlamm und Regenwasser mit 100 bis 200 km/h zu Tal.
    Du scheinst keinerlei Vorstellung davon zu haben, wie riesig ein Loch sein müsste, um diese Menge aufzunehmen.

    Die Schweizer kümmern sich wenigstens um ihre Bürger.
    Und zwar BEVOR etwas passiert.
    Die Politiker in Deutschland ließen die Menschen des Ahrtals eiskalt ertrinken.
    Die gingen lieber ins Bett oder in den Urlaub.
    Und sie scheren sich bis heute einen Dreck darum, wie es ihnen geht.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein