Kalte Orte in Deutschland: Hier wird es besonders eisig

Zugegeben: Von der niedrigsten jemals gemessenen Temperatur in Deutschland waren die kältesten Orte 2024 weit entfernt. Dennoch wurde es im vergangenen Jahr mancherorts bitterkalt. Die Bewohner des zweiten Platzes reagieren gelassen.

Eines vorneweg: Kälterekorde hat es 2024 in Deutschland keine gegeben: „An all unseren Stationen war es schon mal deutlich kälter“, sagt Andreas Walter, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD). Außerdem müsse man die Werte teilweise in Kontext setzen, da sich die Messstationen in ihren Umgebungsbedingungen stark unterscheiden.

„Das Temperaturminium im vergangenen Jahr von −22,3 Grad wurde auf der Zugspitze gemessen“, sagt er. Das sei aber nicht sehr aussagekräftig, da die Messung von einer Bergstation stamme und sich die Werte schon aufgrund der Höhe nicht mit den Ergebnissen aus den Tälern vergleichen ließen.

Ergebnisse vom Funtensee mit Vorsicht genießen

Auch die Negativtemperaturen von bis zu −44 Grad, die regelmäßig am Funtensee in Nationalpark Berchtesgaden gemessen werden, seien laut Walter mit Vorsicht zu genießen.

„Der See liegt in einem Talkessel, der ringsum von höheren Gebirgen umschlossen ist. Die Kaltluft aus der Höhe sinkt dorthin ab.“ Aufgrund der außerordentlichen Lage des Sees werden diese Extremwerte daher in keiner offiziellen Auflistung des DWD geführt. Den offiziellen Temperaturminusrekord in Deutschland hält nach wie vor die Station Wolznach-Hüll/Ilm in Niederbayern: −37,8 Grad, gemessen am 12. Februar 1929.

Beide kältesten Orte 2024 liegen im Allgäu

An den deutschen Kälterekord kam im vergangenen Jahr kein Ort annähernd heran: Die niedrigste Temperatur betrug laut Walter −19,5 Grad und wurde im Herlazhofener Stadtteil Leutkirch im Allgäu gemessen. Auf Platz zwei folgte mit −19,2 Grad Oberstdorf, das ebenfalls im Allgäu liegt. Beide Werte wurden am 20. Januar gemeldet.

Für die Orte sind die Platzierungen in den oberen Rängen nicht neu. Im Wintersportort Oberstdorf, wo unter anderem jährlich ein Skispringwettbewerb der Vierschanzentournee stattfindet, wird mit Gelassenheit auf die eisigen Temperaturen reagiert. „Oberstdorf kann Winter. Kälte und Schnee sind für uns im Winter normal“, sagt Christine Uebelhör, eine Sprecherin der Kommune.

„Wenn Sie einmal bei −15 Grad und Sonnenschein in unserer grandiosen Natur einen Spaziergang machen, werden auch Sie vom millionenfachen Funkeln der Eiskristalle auf den verschneiten Wiesen und Bäumen begeistert sein“, schwärmt sie.

Die Antwort: Warm anziehen und raus ins Vergnüngen

Neben Spaziergängen böte die Kälte weitere Winterfreuden: Skifahren, Langlaufen oder eine Fackelwanderung unter dem Sternenhimmel, sowie Schneeschuhtouren oder ein Rodelabenteuer seien nur ein kleiner Teil von unzähligen weiteren Möglichkeiten. Außerdem seien die kommunalen Dienste gut aufgestellt, um die insgesamt 120 Kilometer langen Straßen von Schnee und Eis freizuhalten; hinzu kämen 140 Kilometer geräumte Winterwege.

„Unsere Antwort auf Kälte: Warm anziehen und raus ins Vergnügen“, resümiert Uebelhör.

Rekordorte liegen verhältnismäßig hoch

Dass die niedrigsten Temperaturen in Deutschland meist im Süden und dort im Alpenvorland gemessen werden, erklärt Walter damit, die Orte und ihre Messstationen relativ hoch liegen: Sind es in Oberstdorf knapp 810 Meter über dem Meeresspiegel so waren es in Leutkirch 690 Meter.

Niedrige Werte wurden 2024 mit jeweils knapp −17,5 Grad auch in Thüringen gemessen; mit 190 und 160 Metern liegen die betroffenen Orte Mühlhausen und Olbersleben aber ebenfalls recht hoch, so Walter. „Außerdem fehlt hier der dämpfende Effekt der Nord- und Ostsee“, erklärt der Wetterexperte.

Kälteste Mitteltemperatur lag in drei Orte bei 7,5 Grad

Neben den punktuell kalten Orten weist der DWD jährlich auch die Orte aus, in denen über das ganze Jahr hinweg die Temperaturen am niedrigsten sind. „Hier gibt es gleich drei Orte, in denen die Mitteltemperatur 2024 bei 7,5 Grad lag:

Der Kahle Asten in Nordrhein-Westfalen sowie Carlsfeld und Zinnwald-Georgenfeld, die beide in Sachsen liegen“, sagt Walter. An allen drei Orten war es aber deutlich wärmer als das klimatologische Mittel: In Carlsfeld beispielsweise war es 3,1 Grad wärmer als im Durchschnitt der Referenzperiode von 1961 bis 1990.

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