Er ist bekannt als Jesus von Nazareth, als Jesus Christus und als Sohn Gottes. Er versprach Erlösung von der Sünde und das ewige Leben im Himmel.
Er gab sein Leben für die Errettung der Menschheit. Seine leibliche Himmelfahrt war der Beweis der Verheißung, – seine Lehren führten schließlich zur Gründung einer der großen Weltreligionen. Wer war Jesus wirklich und was verrät uns seine Geschichte über den Umgang mit der Wahrheit?
Noch heute gehört Jesus zu den berühmtesten Persönlichkeiten unserer Geschichte. Im renommierte Time Magazine steht er sogar auf Platz 1, eine Studie des renommierten Massachusetts Institutes of Technology (MIT) stuft ihn hinter Aristoteles und Platon auf Platz 3.
Seit mehr als ein Jahrhundert behaupten Forscher, dass Jesus nie wirklich existiert hat, dass er nur ein Mythos unter vielen ist. Die Behauptung ist nicht nur schwer zu verstehen, sondern in vielerlei Hinsicht sogar zutiefst verstören, – weil, wie kann jemand, der von Milliarden Christen auf der ganzen Erde verehrt wird, nur ein Mythos sein? Eine gute Frage.
Es gibt heute auf der ganzen Welt 2,1 Milliarden Christen, dass entspricht in etwa 1/3 unseres Planeten. Das Christentum ist weltweit Créme de la Créme unter den Religionen. Also die führende Nr. 1. Vor allem die USA sind stark christlich geprägt. Rund 77 Prozent der US Amerikaner bezeichnen sich als Anhänger des Christentums. Das alleine sind rund 250 Millionen Menschen.
Nehmen wir mal an, dass Jesus tatsächlich nicht wirklich existiert hat; was hätte das für Konsequenzen für das Christentum? Milliarden Menschen wären davon betroffen. Glauben Milliarden Menschen wirklich nur an ein Phantom?
Das würde heißen, dass das Fundament des Christentums nur auf ein Fabelwesen ist. Viel schlimmer noch: eine Lüge, wie der US amerikanische Historiker und Autor David Skrbina in seinem Buch The Jesus Hoax behauptet. Haben wir es hier tatsächlich mit der mit Abstand größten Lüge unserer Erdgeschichte zu tun? Skrbina schreibt:
„Das wäre katastrophal. Die Kreuzzüge, die Religionskriege, das Verbrennen von Ketzern, die Inquisition, die zahllosen Leben, die in der Hoffnung auf den Himmel und in der Angst vor der Hölle geführt wurden – alles umsonst.“
Vielleicht aber war ja die Geschichte des Christuskindes ganz anders. Jesus hat tatsächlich gelebt, – nur war er eben nicht die Person, zu der ihn die Kirchenvertreter später erklärt haben.
Über sein Buch heißt es:
„Jesus von Nazareth ist einer der berühmtesten Männer der Geschichte. Es gibt gute Gründe zu glauben, dass er vor etwa zweitausend Jahren auf der Erde wandelte und schließlich gekreuzigt wurde.
Aber was ist mit Jesus Christus, Sohn Gottes? Was wäre, wenn es ihn nie gegeben hätte? Was wäre, wenn der göttliche, von einer Jungfrau geborene, auferstandene Jesus Christus ein Mythos, eine Lüge oder sogar ein Schwindel wäre? Das hätte enorme Auswirkungen auf das moderne Christentum; es würde bedeuten, dass im Kern der Religion von etwa zwei Milliarden Menschen eine gigantische Lüge steckt.
In diesem Buch stellt Dr. David Skrbina eine tiefgreifende und erstaunliche Theorie vor: dass St. Paul und eine Gruppe von Freunden einen „Jesus-Schwindel“ konstruierten. Sie nahmen einen Kern der Wahrheit basierend auf Jesus, dem Menschen, und machten ihn zum göttlichen Retter der Menschheit. Sie taten dies, um das verhasste Römische Reich zurückzuschlagen und seine Stärke unter dem einfachen Volk zu untergraben. Der absolute Mangel an bestätigenden Beweisen für den sogenannten biblischen Jesus und die Tatsache, dass Schlüsseldokumente wie die vier Evangelien Jahrzehnte nach seiner Zeit geschrieben wurden, stützen alle diese Theorie.
Jeder, unabhängig von seiner religiösen Überzeugung, muss sich dieser erstaunlichen Geschichte bewusst sein. Dies ist nicht nur alte Geschichte; es hat weitreichende Auswirkungen auf viele Bereiche des modernen Lebens.“
Nur ein Wanderprediger?
Vielleicht war er ja in Wahrheit nur ein einfacher Wanderprediger, der von Ort zu Ort zog, ein jüdischer Rabbiner, der sich für die Armen, die Schwachen und die Unterprivilegierten eingesetzt hat und der aufgrund seiner zahlreichen sozialen Aktivitäten von den römischen Behörden „zum Dank“ hingerichtet wurde.
Das würde bedeuten, dass es in Wahrheit keine jungfräuliche Geburt, keine Bergpredigt, keine Wunder, keine Totenauferweckung, kein Gehen auf dem Wasser und auch keine leibliche Himmelfahrt am dritten Tag gab. Das wären in der Tat alles bloß Mythen und Legenden wie die Geschichte vom Weihnachtsmann.
Freilich wäre die christliche Geschichte in diesem Fall nur Kokolores und Mummenschanz – wie so vieles in unserer schönen Welt, weil es sich so schöner leichter leben lässt als mit der zuweilen unbequemen langweiligen Wahrheit. Da stellt sich dem Betrachter gleich die zweite wichtige Frage: Ist unser Leben eine einzige große Lüge?
Nicht nur die Religion ist eine große Fassade aus Pappmaché, – auch in der Politik ist nicht alles Gold was glänzt, wie wir wissen. Der Grund der Lüge ist einfach zu erklären. Wie schon der Volksmund sagt: nicht kleckern, sondern klotzen, wenn man es im Leben zu etwas bringen will.
Skrbina ist überzeugt, dass es wirklich einen Jesus gab, nur konnte der keine Wunder vollbringen. Er ist nicht über das Wasser gewandert und er ist auch nicht in den Himmel aufgefahren. Dazu schreibt der Autor:
„Ich akzeptiere den historischen Jesus: den jüdischen Prediger, der damals lebte und lehrte, der ein sozialer Agitator war, der seine Mitjuden gegen die Römer aufhetzte und der sich deshalb kreuzigen ließ. (Die Kreuzigung war im Allgemeinen Verbrechen gegen den Staat vorbehalten).
Im Gegensatz zu den anderen Skeptikern habe ich gute Gründe zu glauben, dass ein sterblicher, historischer Jesus existiert hat. Aber ich stimme zu, dass die Wunder, die Auferstehungsgeschichte und die meisten seiner angeblichen Aussagen reine Mythen sind.“
Der Jesus-Mythos ist nach Skrbinas Worten eine schockierende Geschichte, die bis heute nur Bruchstückhaft an die Öffentlichkeit gelangt ist, die von den meisten Medien aus Gründen der politischen Korrektheit bisher nicht untersucht wurden. Skrbina schreibt:
„Westliche Regierungen haben wenig Anreiz, und sind abgeschreckt, das offene Gespräch über dieses Thema zu fördern. Christen wollen offensichtlich nichts von einem Jesus-Mythos hören, ebenso wenig Juden und Muslime. Kurz gesagt, kaum jemand an der Macht, und auch viele gewöhnliche Menschen, haben keine Lust, die radikale Thesen in Betracht zu ziehen, dass Jesus, der Sohn Gottes, nie existiert hat. Und doch ist sie von unschätzbarer Bedeutung.“
Freilich kann Skrnina seine These nicht beweisen, kein festes Argument liefern, dass die Jesus-Geschichte tatsächlich ein Schwindel ist. Also mehr Bauchgefühl als harte Fakten. Deshalb gibt der Autor auch zu, dass Ort und Zeit im Dunkeln liegen und in der Tat wenig Wissen über die Zeit bekannt ist.
Alles, was wir wissen, wissen wir aus Überlieferungen und Schriften, die bis heute unvollständig sind, hinzu kommt, dass die Übersetzungen möglicherweise auch falsch interpretiert wurden. Und noch ein wichtiger Punkt kommt nach Meinung Skrninas hinzu:
Glaube versus Rationalität
Das meiste, was wir glauben über Jesus zu wissen, stammt aus der Bibel, die nach Meinung vieler Experten möglicherweise bewusst falsch übersetzt wurden, zumindest aber von der Mehrheit nicht richtig verstanden wird. Selbst Theologen tun sich oft schwer damit.
Das heißt, das gesamte Christentum, einschließlich die Existenz von Jesus Christus basiert auf den Glauben allein, nicht auf rationale Gedanken, obwohl die gesamte westliche Zivilisation seit ihren Anfängen im antiken Griechenland um 600 v. Chr. auf Rationalität und Vernunft aufbaut.
Das heißt, Rationalität und Vernunft sind älter als das Juden- und Christentum und im Wesentlichen auch die Grundlage von allem, was die Gesellschaft in ihrer gesamten Geschichte erreicht hat. Wie heißt es doch im Volksmund: glauben heißt nicht wissen.
Zum Glauben kommt noch ein weiterer wichtiger Faktor hinzu, der sogar die gesamte Gesellschaft in den Abgrund stürzen kann, was in der Vergangenheit schon mehrfach passiert ist: Die Indoktrination durch Propaganda.
Ein Phänomen, das wir gerade jetzt wieder in der Politik erleben. Hier können wir deutlich erkennen, dass, wenn unsere Überzeugungen nicht rational genug sind, wir gerne dazu neigen, alles zu glauben, was uns erzählt wird.
Corona hat gezeigt, wozu indoktrinierte Menschen fähig sind. In einem Anflug von Massenwahn wurden und werden immer noch ungeimpfte Menschen wie Hexen im Mittelalter verfolgt, und wenn die verblendeten Gemüter könnten, wären sie auch fähig sie zu verbrennen, und auf Menschen einzuprügeln, die eine andere Meinung haben – Gesellschaften, die von nicht rationalen Überzeugungen geprägt sind, haben sich schon immer als sehr gefährlich erwiesen.
Andererseits ist eine Gesellschaft nicht überlebensfähig, wenn der Glaube fehlt, wobei der Gegenstand des Glaubens eine eher untergeordnete Rolle spielt. Das kann der Glaube an eine bessere Welt sein, genauso wie der Glaube an die große Liebe oder an die Wirkung bestimmter Rituale.
Der Glaube stärkt uns und gibt uns Kraft, – doch was mit dem Glauben an falsche Geschichten und Lügen, von denen ganze Generationen überzeugt sind, dass sie stimmen? David Skrbina nennt ein Beispiel:
„Nehmen Sie den Fall des Weihnachtsmanns. Diese Geschichte mag nützlich sein, um ungezogene kleine Kinder bei der Stange zu halten, aber sie „funktioniert“ nur aufgrund ihrer Unwissenheit und Naivität. Selbst wenn wir die Sache jahrelang aufrechterhalten könnten, wäre es ethisch vertretbar, dies zu tun?
Sicher nicht; letztendlich würde es zu schrecklichen Ergebnissen führen. Und wenn es eine ganze Gesellschaft von Weihnachtsmännern gäbe, können wir uns vorstellen, dass sie ein wirklich gutes Leben führen? Natürlich nicht. Es sollte selbstverständlich sein, dass ein Leben, das auf Selbsttäuschung oder Falschheit basiert, niemals gut ausgehen kann.“
Der Nebel lichtet sich
Bleiben wir bei dem Beispiel. Eltern, die ihr Kind im fortgeschrittenen Alter noch immer in dem Glauben bestätigen, dass der Weihnachtsmann die Geschenke bringt, werden eines Tages die Wut ihres Kindes zu spüren bekommen, wenn dies erfährt, dass der Weihnachtsmann im wirklichen Leben nicht existiert, weil das Kind das Vertrauen in seine Eltern verloren hat.
Dasselbe erleben wir aktuell in der Politik. Politiker tischen ihren Bürgern ein Märchen nach dem anderen auf, im Vertrauen, dass die Menschen die Geschichten schon glauben werden, weil sie das ja bisher immer getan haben.
Doch die Zeit der großen Täuschung und Lüge ist vorbei! Nicht nur Politikern fliegen die Lügen gerade wie nasse Waschlappen um die Ohren, sondern auch der Kirche, weil sich der Nebel in den Köpfen der Menschen mehr und mehr lichtet und sie die Wahrheit dahinter erkennen.
Doch macht uns die Wahrheit wirklich frei, wie Experten gerne behaupten? Eine Frage, die schwierig zu beantworten ist und die sogar Ärzte und Psychologen oft vor die Gewissensfrage stellt, weil jeder individuell mit der Wahrheit umgeht.
Wahrheit ist somit nicht gleich Wahrheit. Oft kann eine Lüge unser Leben sogar versüßen, weil es immer auf die Situation und die Lüge ankommt.
Ein Arzt, der einem todkranken Patienten sagt, dass seine Beschwerden keinen ernsten Hintergrund haben, kann den Patient mit einer Lüge vielleicht noch ein paar schöne Tage verschaffen, indem er den Patienten in dem Glauben lässt, dass er gesund ist und das Leben genießen kann.
Anders ist das, wenn Politiker von einer Krise schwafeln, den Menschen Sanktionen aufbrummen, obwohl die Krise nichts anderes als hausgemacht und eine große Lüge ist. Hier erreicht die Lüge genau das Gegenteil.
Das heißt, es kommt immer darauf an, welchem Zweck die Lüge dient, ob sie eigenen niederen Zweck dient, um sich beispielsweise selbst Vorteile zu verschaffen, oder ob sie dem Zweck dient, Menschen das Leben annehmlicher zu machen, obwohl natürlich auch diese Lüge auffliegen und am Ende das Gegenteil bewirken kann, nämlich Wut.
Das bringt uns gleich zur nächsten Frage, die Frage, die uns seit Kindertagen beschäftigt: gibt es Gott? Auch diese Frage führt uns wieder Jesus, weil er ja angeblich der Sohn Gottes war, vielfach wird sogar behauptet, dass er Gott selbst war oder ist.
Zweifeln wir an Jesus würde das heißen, dass wir auch an Gott zweifeln. David Skrbina schreibt dazu in seinem Buch:
„Technisch gesehen ist die Existenz Gottes unabhängig von der Existenz Jesu. Selbst wenn Jesus ein totaler Mythos wäre, könnte es theoretisch immer noch einen Gott geben. Orthodoxe Juden glauben an Gott, aber nicht an Jesus. Muslime glauben an Gott (Allah), aber nicht an einen göttlichen Gottessohn Jesus, der gestorben und auferstanden ist. Die beiden Probleme sind unterschiedlich.“
Ein unlösbares Dilemma auch für den allmächtigen Gott
Doch ein viel größeres Problem, dass viele Menschen mit Gott haben, wurde es von den Religionen selbst geschaffen, die behaupten, Gott sei eine Person, die liebt, die vergibt, die bestraft. Skrbina:
„Das größte Problem entsteht, wenn wir glauben, dass Gott ein moralisches Wesen ist, jemand, der gut, gütig, wohlwollend, gerecht usw. ist. Diese Vorstellung ist zentral für das Christentum, aber sie führt direkt zu dem, was wir das Problem des Bösen nennen.
Das Problem ist folgendes: Die Welt wird von allen Arten von Übeln geplagt, einschließlich Mord, Vergewaltigung, Krieg, Krankheit. (…) All dies verursacht jeden Tag massives menschliches Leid und Tod. Aber die Welt wird angeblich von einem gütigen und liebenden Gott regiert, der uns Menschen, die schließlich nach seinem Bild geschaffen sind, Gutes wünscht.
Dieser moralische Gott ist außerdem allmächtig; Er kann sofort tun, was er will. Wie kommt es dann, dass Menschen so gewaltige und unendliche Übel erleiden? Gott hat die Macht, jedes erdenkliche Übel aufzuhalten oder zu verhindern. Und doch tut er es nicht. Wieso?“
Kirchenvertreter behaupten gerne, dass es auf diese Frage keine rationale Antwort gibt. Damit bleibt das Leiden auf Erden wohl oder übel für immer ein unlösbares Dilemma – also auch für den allmächtigen Gott.
Eine in der Tat nüchterne Antwort, die uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Und genau hier kommt wieder der Glaube ins Spiel, weil wir dazu angehalten werden, fest daran zu glauben, dass am Ende alles gut wird. Also: Nur allein der Glaube schafft das Wunder.
Mag ja sein, dass zumindest ein kleiner Funke Wahrheit in dieser Aussage steckt, wenn wir an dieser Stelle die Physik ins Spiel bringen, der zufolge unsere Gedanken nichts anderes als Energie sind, die laut dem physikalischem Gesetz „Actio gleich Reactio“ etwas bewirken, – ob im positiven oder negativen Sinn, – das hängt ganz allein von unseren Gedanken ab.
Ist das der Schlüssel zur Wahrheit, wenn ja, würde das auch das Geheimnis hinter Jesus erklären. Das Geheimnis wäre, wir ganz alleine können Wunder bewirken, wenn wir nur an sie glauben und unsere Gedanken auf das richten, was wir in unserem Leben erreichen wollen.
Wie wir sehen, zieht sich der Glaube wie ein roter Faden durch unser Leben, was einmal mehr beweist, dass Leben ohne Glauben kaum oder gar nicht möglich ist. In diesem Zusammenhang müssen wir uns auch der Tatsache bewusst werden, dass der Glaube größtenteils von unserem Verstand beeinflusst wird.
Weil einerseits das, woran wir glauben, in erster Linie von äußeren Sinneseindrücken geprägt ist – also das, was wir in unsere Umwelt wahrnehmen, andererseits auch durch Suggestion – also das, was wir wahrnehmen sollen.
Das führt häufig nicht nur zu einem Gewissenskonflikt, sondern auch zu einem Glaubenskonflikt, weil uns auf diese Weile ein Zerrbild der Realität präsentiert wird. Eine Mischung aus dem, was wir sehen und dem, was wir glauben sollen.
Diese nüchterne Erkenntnis führt uns gleich zu dem Fazit, dass es im Grunde nie eine objektive Wahrheit geben wird, das heißt, die Wahrheit wird immer subjektiv bleiben, weil jeder sein eigenes Weltbild hat.
Jesus der Rebell
Kommen wir aber zurück zum eigentlichen Thema, nämlich der Frage, ob Jesus lediglich ein Mythos ist, der zur Gründung des Christentums aufgestellt wurde. Der früheste Kritiker, der sich mit dieser Frage beschäftig hat, war der Gelehrte Hermann Reimarus Ende der 1770er Jahre.
Reimarus war davon überzeugt, dass Jesus lediglich ein militanter Anführer einer Gruppe jüdischer Rebellen war, die gegen die unterdrückerische römische Herrschaft kämpfte. Am Ende ließ er sich kreuzigen. Er starb also einen Rebellen-Tod, würde man heute sagen.
Schließlich konstruierten seine Anhänger eine wundersame Religionslegende um Jesus, um sein Werk fortsetzen zu können. Sie erfanden Wunder und stahlen seinen Körper aus dem Grab, um eine körperliche Auferstehung zu feiern.
Ist der Jesus-Mythos also tatsächlich nur aus einer rein politischen Motivation entstanden, um es Römer richtig heimzuzahlen? Einen weiteren wichtigen Hinweis lieferte 1835 David Strauss in seinem Werk Das Leben Jesu.
Auch Strauss weist alle Behauptungen von Wundern zurück und behauptet, dass keiner der Evangelisten Jesus persönlich gekannt hat und dass das Johannesevangelium im Wesentlichen eine glatte Lüge ist, ohne jeden Bezug zur Realität.
Der Philosoph Bruno Bauer vertrat dieselbe Auffassung, und schreibt, dass es keinen historischen Jesus gab und dass das gesamte Neue Testament eine literarische Konstruktion ist, ohne jeden historischen Inhalt.
Zu den lautstärksten Jesus-Kritikern der Gegenwart gehört der Theologe Robert Price, der viel Sachkenntnis über die Bibel hat. Auch Price glaubt, dass ein Großteil der christlichen Theologie eine Synthese der vorchristlichen Mythologie ist und daher wenig bis gar kein Wahrheitsgehalt hat.
Zu Price bekanntesten Schriften gehören Deconstructing Jesus, The Incredible Shrinking Son of Man und Jesus is Dead. Price kommt zusammenfassend zu dem Schluss, dass die Geschichten um Jesus bis heute nicht von unvoreingenommenen Wissenschaftlern überprüft wurden, dass seine beschriebenen Eigenschaften aus älteren Mythologien und zum Teil aus heidnischen Quellen stammen.
Und dass die frühesten Dokumente, die Paulusbriefe, auf einen esoterisch-abstrakten ätherischen Jesus hinweisen und nicht auf einen tatsächlichen Mann, der am Kreuz starb und dass spätere Dokumente, die Evangelien das Jesus-Konzept in einen tatsächlichen Menschen umwandeln, den Sohn Gottes, der starb und auferstand.
Mythos hin oder her: jeder wird auch in Zukunft für sich selbst entscheiden müssen, ob er lieber in der Mythologie oder in der Wahrheit leben möchte, weil es eine unbestreitbare Tatsache ist, dass das Leben in der reinen Wahrheit nicht nur langweilig ist, sondern zutiefst ernüchternd und zuweilen auch deprimierend.